Die MEDIA BROADCAST hat angekündigt, ihre Geschäftsfelder im Hinblick auf die Herausforderungen der Digitalisierung neu zu ordnen und die UKW-Infrastruktur zu veräußern. Was steckt hinter dieser strategischen Entscheidung?
Richtig. MEDIA BROADCAST hat ihre Geschäftsfelder im Hinblick auf die Herausforderungen der Digitalisierung und ihre zukünftigen Erträge analysiert und neu bewertet. In diesem Zusammenhang hat sie beschlossen, sich auf digitale Wachstumsfelder und Serviceleistungen zu konzentrieren. Deshalb wird sich das Unternehmen bis zum 30. Juni 2018 von seinen analogen UKW-Antennen und -Sendern trennen. Wir haben seit Beginn der Regulierung des UKW-Sendernetzbetriebes immer geprüft, ob wir unter den geänderten Bedingungen langfristig in der Lage sein werden, das umfangreiche Sendernetz und die Antennen wirtschaftlich betreiben zu können. Dies haben wir gegenüber der Bundesnetzagentur und auch dem Markt offen kommuniziert. Das Ergebnis dieser Prüfungen ist nun der Verkauf der UKW-Antennen und -Sender. Wir werden aber weiterhin, wie in den vergangenen Jahrzehnten, ein zuverlässiger Dienstleister sein, der Services im Bereich von Sendertechnik, Antennenwartung und Netzdienstleistungen anbieten wird, nur ohne eigene Infrastruktur.
Wie wird der Übergang für die Radiosender hin zu den neuen Anbietern gestaltet?
Ein störungs- und unterbrechungsfreier Sendernetzbetrieb sowie ein reibungsloser Übergang hat höchste Priorität für uns. Deshalb sehen wir folgenden geordneten und transparenten Veräußerungsprozess für die UKW-Infrastrukturen vor: Zunächst werden wir in den nächsten Wochen mit allen Nutzern der UKW-Antennen und -Sender sprechen, die daran interessiert sind, diese zu übernehmen. Wird dies von den Nutzern nicht gewünscht, werden wir in der zweiten Jahreshälfte 2017 die UKW-Antennen und -Sender in einer offenen Auktion mit einem Mindeststartpreis anbieten. Nach dem Verfahren nicht mehr benötigte UKW-Antennen und -Sender werden ab Juni 2018 abgebaut. Die Bundesnetzagentur begrüßt übrigens unsere Erklärung, dass wir einen geordneten Übergangsprozess anstreben und wird nach eigenen Angaben diesen Prozess intensiv begleiten und insbesondere darauf achten, dass hierbei die Belange des Rundfunks gewahrt bleiben. Dies freut uns sehr, und ich möchte nochmals betonen: Wir werden einen störungs- und unterbrechungsfreien Sendebetrieb sowie einen geordneten und transparenten Übergang ermöglichen. Für die Zuhörer wird sich dabei nichts ändern. Sie können ihre Programme wie bisher empfangen. Der Vorwurf von verantwortungslosem Handeln entbehrt damit jeder Grundlage und steht im krassen Widerspruch zu ersten Reaktionen von Kunden und Marktpartnern sowie der Reaktion der Bundesnetzagentur. Es gibt eine Vielzahl von Interessenten für das Geschäft.
Wie sieht die weitere Unternehmensstrategie aus, wird jetzt voll die Karte Digitalisierung gespielt?
Zusammen mit der freenet Group verfolgen wir zukünftig eine klare Digital-Strategie, zu der insbesondere auch DVB-T2 HD und DAB+ als digitale Technologien zur TV- und Radio-Verbreitung gehören. Dort werden wir uns verstärkt engagieren. Das bedeutet aber wie schon erwähnt nicht, dass wir uns komplett aus dem UKW-Geschäft zurückziehen. Dort werden wir unsere Kunden bei der Verbreitung ihrer Programme weiterhin mit Serviceleistungen in gewohnt hoher Qualität und Zuverlässigkeit unterstützen und weiterhin ein zuverlässiger Partner sein.
Wie bewerten Sie den Vorstoß bzgl. DAB+, der Regulierer müsse prüfen, wer welche Marktmacht besitzt?
Mit Blick auf den geäußerten Ruf nach Regulierung von DAB+ möchte ich gleich klarstellen: dies entbehrt jeglicher Grundlage. Dieser Markt ist relativ jung und wird mit erheblichem unternehmerischem Risiko und Investitionen entwickelt – von MEDIA BROADCAST und vielen anderen. Jedem Unternehmen steht es frei, im Wettbewerb einen entsprechenden Beitrag zu leisten. Der Ruf nach Regulierung entlarvt den Mangel an einer solchen Bereitschaft.