Der Kampf ums Überleben hat begonnen. Vorbei sind die Jahre kontinuierlich steigender Hördauer, Reichweite und Hörerzahlen. Es kommt die Zeit der Ernüchterung und mit ihr wächst auch die Angst vor einer Bedrohung von außen. Technische Innovationen wie iPods, Handy-TV und Webradios bauen ihre Machtposition stetig aus. Das Radio steht am Scheideweg, nun heißt es Niedergang oder Auferstehung.
Tino Utassy, Geschäftsführer BCS Broadcast Sachsen, zählt nicht zu denen, die diese Situation beklagen, er sucht vielmehr nach Wegen aus der Krise. Fest steht: Nur tiefgreifende Veränderungen werden dem Radio in der digitalen Zukunft das Überleben sichern. „Das reine Umschalten der analogen Programme auf digitale Verbreitung bringt dem Konsumenten kaum Vorteile, bessere Klangeigenschaften und rauschfreier Empfang sind keine ausreichenden Gründe für einen Wechsel. Der Mehrwert liegt in den Inhalten, sowohl qualitativ als auch quantitativ. Die Hörer wollen mehr Auswahl, mehr Flexibilität und auch aktiv an der Programmgestaltung mitwirken“, so Utassy. Die meisten Hörer möchten in dieser digitalisierten Welt aber dennoch nicht auf ihre etablierten Lieblingssender verzichten.
„Wir vertreten die Ansicht, dass die Schaffung von so genannten Radioportalen ein Ansatz ist, den bestehenden Programmen im digitalen Zeitalter eine neue Dimension zu geben“, stellt Utassy klar. Neben der Übertragung des eigentlichen Hauptprogramms sei die Einbindung mehrerer Unterkanäle Bestandteil eines möglichen Programmkonzeptes. Die jeweiligen Kanäle stünden im direkten Zusammenhang mit dem Hauptprogramm und würden in ihrer Anzahl und Kapazität dynamisch den Programmerfordernissen angepasst. „Neben einer wesentlich größeren musikalischen Vielfalt lassen sich somit auch Inhalte in einem Umfang transportieren, die sonst bei einem massentauglichen Mainstreamformat keine Beachtung finden. Denkbar sind zum Beispiel die Ausstrahlung längerer Interviews, die in den Nachrichten nur angeschnitten werden oder auch die komplette Liveberichterstattung von Fußballspielen.“
Für die Umsetzung dieser Ziele benötigen die Hörfunkveranstalter jedoch mehr Bandbreite für ihr Programm, da es in Zukunft nicht mehr nur aus einem Audiokanal, sondern zum Teil auch aus vielen dynamischen Kanälen bestehen werde, so Utassy weiter. „Nur durch die Abkehr vom analogen „eine Frequenz gleich ein Programm“ - Denken werden sich die Hörfunkanbieter auch in Zukunft im Markt behaupten können.“