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Mentale Grenzen für Smartphone-Nutzung

Tourismusexperte über den Gebrauch digitaler Medien im Urlaub

Prof. Dr. Jürgen Schmude, Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Tourismusforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München Prof. Dr. Jürgen Schmude Forscher Ludwig-Maximilians-Universität München 12.09.2017
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Urlaub mit dem Smartphone ist heute Usus. Doch was passiert, "wenn unter unter Umständen eine mentale Grenze hinsichtlich der Nutzungswilligkeit von digitalen Medien im Urlaub und Freizeitbereich erreicht wird"? Muss dann wieder der klassische gedruckte Reiseführer her? Antworten liefert der Tourismusexperte, Prof. Dr. Jürgen Schmude an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit Sascha Jackisch M.Sc. von der Ludwig-Maximilians-Universität München.







Das Smartphone wird immer mehr zum Reisebegleiter Nummer 1. Die Anwendungen reichen heute von Navigation, Insidertipps oder Beschreibungen touristischer Highlights.  Was machen Smartphones und touristische Apps so attraktiv?
Die Attraktivität des Smartphones als Reisebegleiter geht einerseits auf die Vertrautheit des Benutzers mit dem Medium zurück, andererseits auf dessen praktische und vielseitige Einsetzbarkeit. Für einen Teil der Nutzer spielt auch die Möglichkeit der Nutzung individualisierter oder personalisierter Reise-Apps eine wichtige Rolle. Grundsätzlich gewinnt das Smartphone entlang der gesamten touristischen Reisekette auch zukünftig weiter an Bedeutung. Dies beginnt bereits in der Planungsphase unter anderem mit der Reiseinformation und Inspiration über soziale Medien wie zum Beispiel Facebook oder Twitter, aber auch über Tripadvisor oder Yelp. Bei der Buchung sind Plattformen wie Airbnb oder booking.com wertvolle Helfer, während der Reise gewinnt die fortlaufende Information über Wetter-Apps, Navigation-Apps oder Destinations-Apps an Bedeutung. Während und nach Abschluss der Reise erfolgt der Informationsaustausch und die Reflektion immer häufiger über soziale Medien bzw. Messenger wie Facebook oder WhatsApp.

Hat damit der klassische Reiseführer ausgedient und stirbt er über kurz oder lang aus? Oder haben die digitalen Dienste auch Grenzen in Bezug auf die Nutzungsvielfalt?
Der klassische Reiseführer hat (bisher) keineswegs ausgedient, vielmehr kann derzeit (noch) ein Nebeneinander der klassischen und modernen Medien beobachtet werden. Zudem stellen sich Anbieter der klassischen Reiseführer ebenfalls immer stärker auf das digitale Zeitalter ein und modifizieren bzw. ergänzen ihr klassisches Produkt durch bzw. um digitale Angebote. Grenzen erreichen die digitalen Dienste (bisher) in Destinationen, in denen beispielsweise die Funkabdeckung (noch) mangelhaft ist (z. B. im Hochgebirge). Des Weiteren existiert (unter Umständen) eine mentale Grenze hinsichtlich der Nutzungswilligkeit von digitalen Medien im Urlaub und Freizeitbereich.

Wie können Verbraucher seriöse und gutrecherchierte Tourismus-Apps von unseriösen Angeboten unterscheiden? Welche Angebote sind nach Ihrer Einschätzung attraktiv und empfehlenswert?
Das Angebot an (touristischen) Apps ist mittlerweile fast unüberschaubar geworden, sodass der Reisende eher vor dem Problem der Informationsflut steht und die Aufgabe der Informationsauswahl zunehmend in den Mittelpunkt rückt. Letztendlich muss der Nutzer selbst entscheiden, durch welche App er den größten Nutzen erfährt. Hilfreich ist dabei die Bewertung anderer Nutzer.

Wie steht es um den Datenschutz, wenn die meisten Apps den genauen Standort des Nutzers erfragen? Wie können sich Verbraucher schützen, damit sie im Urlaub nicht zu viel von sich preisgeben?
Der Datenschutz bei Smartphones ist kein tourismusspezifisches, sondern ein grundsätzliches Problem. Die verbreitetsten Betriebssysteme Android und iOS bieten zwar die Möglichkeit, Ortungsdienste zeitweise zu deaktivieren, damit geht aber auch der Verlust diverser (Komfort-)Funktionen einher. Oft ist sich der Nutzer gar nicht bewusst, welche Daten im Hintergrund von den einzelnen Apps erfasst und von dem diese Daten verarbeitet werden (zum Beispiel die Erfassung des Standortverlaufs oder der Zugriff auf Mikrofon und Kamera). Versierte Nutzer haben die Möglichkeit, das Betriebssystem der Geräte zu modifizieren, Apps zur Überwachung anderer Apps zu installieren oder Applikationen zum Rechtemanagement herunter zu laden. Dabei können urheberrechtliche Überlegungen relevant sein. Für das Gros der Nutzer ist es letztlich eine Aufgabe des Gesetzgebers für mehr Transparenz und Kontrolle zu sorgen. Solange sich der Verbraucher aber den Gefahren nicht bewusst ist und Transparenz einfordert, wird seitens der Politik der gegenwärtige Zustand beibehalten.

 

 

 

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