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Milliarden-Schäden bei Diesel-Verboten befürchtet

Warum der Diesel noch nicht am Ende ist

Dr. Michael Haberland, Präsident Mobil in Deutschland e.V. Quelle: Mobil in Deutschland e.V. Dr. Michael Haberland Präsident Mobil in Deutschland e.V. 22.06.2017
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Für Dr. Michael Haberland sprechen auch heute noch viele Gründe für den Diesel. Haberland ist Gründer und Präsident des Automobilclubs „Mobil in Deutschland e.V.“. Der 1992 gegründete Verein ist heute ein vollleistender Automobilclub mit mittlerweile bald 10.000 Mitgliedern.







Einige Großstädte erwägen Einschränkungen für bestimmte Diesel-Autos. Hat die Motortechnik noch eine Zukunft?
Es gibt beim Diesel wie bei jeder Technologie sicher einiges an Verbesserungspotential, aber er hat viele Generationen vor uns günstig und gut vorangebracht. In welcher Familie gab es denn keinen Diesel? Vieles spricht nach wie vor für ihn:
1. Deutlich bessere CO2-Bilanz: Der im Vergleich zu Benzinern geringere Verbrauch führt dazu, dass auch weniger Kohlendioxid aus dem Auspuff kommt. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern hilft auch der gesamten CO2 Bilanz.
2. Geringere Kraftstoffkosten: Weil Diesel mehr Energie enthält als Benzin, braucht ein Dieselfahrzeug für vergleichbare Leistung weniger Sprit und spart Geld.
3. Kaum Kohlenmonoxid: Sofern die Systeme zur Abgasreinigung funktionieren, ist der moderne Diesel keine schmutzige Technik. Beim tödlichen Kohlenmonoxid schneidet er sogar besser ab. Mit zehn Gramm CO pro verbranntem Liter Kraftstoff ist der Selbstzünder zehnmal sauberer als ein Benziner.
4. Kraftvolles Drehmoment: Bei vergleichbarer Leistung sind Dieselmotoren kräftiger als Ottomotoren. Das liegt vor allem am früh einsetzenden maximalen Drehmoment, das dem Turbolader zu verdanken ist. Zugleich wird Sprit gespart, da bei niedriger Drehzahl der Motor mehr Kraft entfaltet.
5. Ungefährlich und kann Leben retten: Schon ein kleiner Funke kann Benzin entflammen. Diesel ist hingegen praktisch nicht entflammbar, erst wenn er mindestens selbst 55 Grad warm ist. Bei Raumtemperatur oder normaler Außentemperatur ist das quasi nicht möglich.

Insbesondere LKW fahren besonders häufig mit Diesel. Wie können Diesel-Verbote oder ähnliche Einschränkungen die erhofften Effekte erzielen, ohne die Versorgung zu gefährden?
Gar nicht. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Mit einem Dieselverbot würde ein geschätzter Schaden von rund 150 Mrd. EUR für Autofahrer in Deutschland entstehen. Für eine Stadt wie München wären das rund 2 Mrd. EUR Schaden an den Autofahrern. Die dann wer bezahlt? Bezieht man den LKW Verkehr mit in die Rechnung ein, fällt der Betrag wahrscheinlich doppelt so hoch aus. Wenn das reicht. Zudem wäre das dann aber auch der Zusammenbruch unseres Versorgungssystems. Ohne LKW heißt es dann nämlich: Nichts geht mehr. Keine Güter, keine Lebensmittel, kein Frachtverkehr und kein öffentlicher Verkehr. Keine Feuerwehr, kein Rotes Kreuz. Wir würden das komplette System blockieren. Das ist natürlich der „worst case“ und nur von den Grünen gewollt, soweit wird es aber sicher nicht kommen. Für unser öffentliches Leben und für unser Versorgungssystem brauchen wir den Diesel.

Warum wird Diesel-Kraftstoff an der Tankstelle trotz der erwogenen Einschränkungen immer noch steuerlich begünstigt?
Davon kann ja gar keine Rede sein. Nur weil die Steuern nicht so hoch sind wie beim Benzin ist das noch lange nicht günstig. Im Moment bei 1,10 EUR/Liter zahlt der Fahrer knapp 60% Steuern auf den Liter Diesel. Der Dieselfahrer wird hierbei somit nur weniger hart zur Kasse gebeten. Dafür darf er aber im Gegenzug mehr KFZ-Steuer bezahlen. Dieses System hat man vor vielen Jahrzehnten genauso eingeführt, damit Vielfahrer und Versorger, die eben extrem wichtig für ein funktionierendes System sind, nicht benachteiligt werden. Dafür sind die eben dann aber auch 100.000 oder 200.000 km im Jahr für uns unterwegs. Dieses System ist bis heute tragend und erfolgreich.

Schon die Ankündigungen von Einschränkungen haben dem Absatz von Dieselfahrzeugen geschadet – kann davon das E-Auto profitieren?
Was hier mit dem Diesel gemacht wird entbehrt jeder Logik und klarem Verstand. Dieses Diesel Bashing muss ein Ende haben. Wir haben doch keinen gesundheitlichen Notstand in unseren Städten. Die Luftqualität ist hier und heute deutlich besser als vor 20, 30 oder 40 Jahren, was nicht heißen soll, dass es nicht noch besser werden kann. Hier sind Staat und Industrie gefragt und sollen handeln. Jetzt aber bis zu 13 Millionen Dieselfahrer in Deutschland mit Fahrverboten auszusperren und deren Autos zu entwerten wäre die größte Enteignungswelle, die es in den letzten Jahrzehnten je gegeben hat.

Und genau die Städte, die jetzt Fahrverbote erteilen wollen haben es jahrelang verschlafen für flüssigen Verkehr zu sorgen. Bis heute stehen die Autofahrer jeden Tag Stunden im Stau und Autos erzeugen sinnlos Emissionen. Städte wie München haben Stau als Mittel für Politik sogar forciert, um Autofahrer auf andere Verkehrsmittel zu zwingen. Stuttgart ist da noch schlimmer. Berlin und Hamburg sind auch nicht besser.

Es ist die Politik, die jetzt handeln muss. Es muss klare Regeln geben. Etwas, auf das sich Autofahrer und Industrie verlassen können. Für alle Länder, für alle Städte. Hier muss die EU klare Standards erarbeiten. Erfüllbare Standards. Bisher haben sie nur für völliges Chaos gesorgt.

Daher ist der Diesel auch noch lange nicht am Ende. Wir wären ja völlig verrückt, eine der besten Antriebstechnologien zu opfern. Zwang ist kein guter Berater. Und E-Mobilität wird sich erst dann durchsetzen, wenn es das Vertrauen der Menschen hat, als Antrieb überzeugt und auch wirklich ökologisch ist. Nach neuesten Erkenntnissen ist das längst nicht so der Fall, wie es manche gerne hätten.Daher bleibt der Diesel weiter mein Freund. Auf absehbare Zeit. Und nicht nur meiner. 20, 30, 40 Millionen Autofahrer in Deutschland sehen das genauso.

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