ARD und Deutschlandradio starten am 5. Mai eine crossmediale bundesweite Marketingkampagne für Digitalradio. Wie bewerten Sie die Pläne der Öffentlich-Rechtlichen?
Ich begrüße sehr, dass der Verein „Digitalradio Deutschland e.V.“ eine crossmediale bundesweite Marketingkampagne für DAB+ plant. Am 2. Mai 2017 ist der Startschuss zur Kampagne erfolgt. Es ist eben gerade das Vereinsziel, die Attraktivität und Akzeptanz des Digitalradios in der Öffentlichkeit zu fördern und bei der Markteinführung zu unterstützen. DAB+ ist eine technologische Weiterentwicklung des digitalen Standards zur Übertragung terrestrischen Radios. DAB+ wird den Bürgern und Bürgerinnen viele Vorteile bescheren. Dazu gehören etwa eine bessere Versorgung in der Fläche, bessere Übertragungsqualität, größere Medienvielfalt und die Einführung neuer digitaler Dienste. Wir müssen den Menschen die Vorteile der digitalen Technik nahebringen. Nur durch Information und Überzeugungsarbeit kann die Akzeptanz gefördert und das nötige Vertrauen der Bevölkerung in die Zukunftsträchtigkeit dieser Technik gestärkt werden.
Eingeführt werden soll auch ein neuer Markenauftritt (u.a. neues Logo), der bereits im Vorfeld in der Branche für Verunsicherung gesorgt hat. Wie bewerten Sie die Notwendigkeit für einen neuen Markenauftritt im Hinblick auf die künftige Entwicklung des digitalen Rundfunks?
Ein erfolgreicher Umstieg auf eine neue Übertragungstechnik setzt ein gemeinsames Zusammenwirken und Engagement aller Akteure voraus. Der neue einheitliche DAB+ Markenauftritt symbolisiert einen Schulterschluss zwischen den im Verein „Digitalradio Deutschland e.V.“ aktiven Vertretern des öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunks, der Netzbetreiber, Gerätehersteller und anderer Marktbeteiligter. Darin sehe ich ein starkes Signal für DAB+ in Deutschland.
Das BMVI (Digitalradio Board) hat den sog. „Aktionsplan für die Transformation der Hörfunkverbreitung in das digitale Zeitalter" aufgesetzt, wann wird sich die Rundfunkkommission der Länder mit den Plänen auseinandersetzen?
Der Aktionsplan wurde im Board gemeinsam entworfen und Rheinland-Pfalz hat eine aktive Rolle gespielt. Am 16. Februar 2017 stellten die Vorsitzenden des Digitalradio-Boards – die Parlamentarische Staatssekretärin beim BMVI, Dorothee Bär, und die Bevollmächtigte des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa, für Medien und Digitales, Staatssekretärin Heike Raab – den Aktionsplan in Berlin vor. Die Rundfunkkommission der Länder hat Mitte März 2017 erstmals beraten. Weitere Gespräche stehen an. Der Aktionsplan schlägt wichtige Maßnahmen vor, die die Digitalisierung der Radioverbreitung in Deutschland vorantreiben sollen. So wird beispielsweise als erste Maßnahme, die auf die rheinland-pfälzische Bundesratsinitiative vom Herbst 2016 zurückgeht, eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) vorgeschlagen. Dort sollte eine Interoperabilitätsverpflichtung verankert werden, nach der die große Mehrheit von Radioempfangsgeräten künftig mindestens auch mit einer digitalen Schnittstelle ausgestattet sein muss, die den Empfang und die Wiedergabe digital codierter Inhalte ermöglicht. Ein entsprechender Referentenentwurf des zuständigen Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie liegt bereits vor. Wir wollen erreichen, dass Bürger und Bürgerinnen eine Vielzahl von Digitalradiogeräten in den Verkaufsregalen und in allen neuen PKWs vorfinden können. Der Aktionsplan ist insgesamt ein wichtiger Schritt der Wahrnehmung der – auch von der KEF angemahnten – politischen Verantwortung für die Beendigung der kostspieligen Simulcast-Phase und ein weiterer Schritt in die digitale Zukunft des Radios.
Wie bewerten Sie grundsätzlich die aktuelle Entwicklung beim digitalen Hörfunk, insbesondere bei DAB+, auch im Hinblick auf aktuell ablehnende Haltung des VPRT?
Die Entwicklung des digitalen Radios in Deutschland nimmt eine immer größere Geschwindigkeit auf. Nach einer aktuellen, vom ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie – beauftragten Studie besitzen 22 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren ein Digitalradio; 21 Prozent aller Neufahrzeuge in Deutschland empfangen DAB+. Ich bin – auch wegen der von uns unterstützten gesetzlichen Verankerung einer Interoperabilitätsverpflichtung – zuversichtlich, dass die Verbreitung von DAB+ fähigen Radiogeräten im Markt weiter steigen wird. Aller Voraussicht nach wird auch der zweite bundesweite DAB+ Multiplex schon bald in Betrieb genommen werden können. Das damit verbundene größere Programmangebot gepaart mit einer stetig steigenden Verbreitung digitaler Radiogeräte und einer öffentlichen Informations- und Überzeugungsarbeit aller Marktbeteiligten ist eine gute Basis für die weitere Entwicklung des Digitalradios in Deutschland.