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Interview

Modell Mitteldeutschland: Gemeinsames Handeln und intelligente Marketingstrategie

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer über Erfolgskonzepte und Etappenziele bei der Digitalisierung des Rundfunks

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Prof. Wolfgang Böhmer Quelle: 30.04.2007

Meinungsbarometer: Herr Prof. Böhmer, Sachsen-Anhalt gilt als Schrittmacher bei der Digitalisierung. Welchen Stellenwert hat dieses Thema bei Gesprächen mit Ihren beiden Ministerpräsidenten-Kollegen aus Sachsen und Thüringen?

Prof. Wolfgang Böhmer: Auf meine Initiative haben die drei mitteldeutschen Ministerpräsidenten schon 2003 dazu aufgerufen, das digitale terrestrische Antennenfernsehen DVB-T bei uns flächendeckend einzuführen. Wir freuen uns, dass diese Initiative auf fruchtbaren Boden gefallen ist und nach der Startphase Ende des Jahres 2005 nunmehr im Herbst 2007 weitere große Gebiete Mitteldeutschlands von DVB-T erreicht werden können. Mit dem Abschluss des Prozesses im Herbst 2008 wird DVB-T sogar für 95 Prozent der Haushalte Sachsen-Anhalts empfangbar.
Tatsächlich war Sachsen-Anhalt das erste Land, das im Jahr 2000 mit dem Landesmediengesetz vorgeschrieben hat, bis 2010 eine vollständige Digitalisierung zu erreichen. Berücksichtigt man, dass bei Kabel, Satellit und Antennenfernsehen bereits digitale Empfangstechnologien landesweit in großem Umfang zur Verfügung stehen, bin ich zuversichtlich, dass im Jahr 2010 tatsächlich eine weitgehende Umstellung erfolgt ist. Zu berücksichtigen ist dabei auch, dass schon heute Rundfunkempfang zunehmend über das Internet erfolgt. Es ist absehbar, dass uns bundesweit über 2010 hinaus die Aufgabe verbleibt, gemeinsam mit den Marktakteuren auch das UKW-Radio auf eine digitale Empfangstechnologie umzustellen.

Nach einer Studie des MDR genießt DVB-T in den Regionen Halle/Leipzig und Erfurt/Weimar hohen Bekanntheitsgrad und große Akzeptanz - anders als in anderen Gebieten Deutschlands. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?

Sicherlich ist es ein Pluspunkt, dass sich die mitteldeutschen Länder frühzeitig gemeinsam mit MDR und ZDF sowie den Landesmedienanstalten auf ein gemeinsames Umstiegsszenario verständigen konnten. Die große Akzeptanz führe ich darauf zurück, dass mit DVB-T zwölf Programme ohne zusätzliche Gebühr zur Verfügung stehen, wohingegen bisher nur drei Programme analog zu empfangen waren. Natürlich gehört auch eine intelligente Marketingstrategie dazu, die das bei der Medienanstalt Sachsen-Anhalt angesiedelte Büro Digitaler Rundfunk in Absprache mit allen Akteuren erfolgreich durchgeführt hat.

In Halle und Magdeburg soll "watcha" des Plattformbetreibers Mobiles Fernsehen Deutschland im Lauf dieses Jahres aufgeschaltet werden. Was kann und muss die Politik tun, damit die Digitalisierung ein Erfolg wird?

Durch Bereitstellung von Frequenzen hat das Land schon vor gut einem Jahr dafür gesorgt, dass Handy-Fernsehen mit der von "watcha" genutzten DMB-Technologie auch in Sachsen-Anhalt erprobt werden kann. Im Rahmen dieses Projektes wird sich zeigen, wie Handy-Fernsehen bei den Menschen in Sachsen-Anhalt ankommt. Sicherlich werden die konkurrierenden Anbieter, die mit DMB oder mit DVB-H den Markt für sich erobern wollen, mit einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen müssen.

In Sachsen-Anhalt ist mit Rockland das erste Radio in Deutschland in den regulären DAB-Betrieb gegangen. Bundesweit scheint der Digitalisierungsprozess des Hörfunks jedoch ins Stocken geraten zu sein.

Die richtungweisende Entscheidung des Mediengesetzes ermutigte Radio SAW mit seinem Programm Rockland frühzeitig den Weg der Digitalisierung zu beschreiten. Auch unsere Medienanstalt hat dies immer unterstützt. Die Entwicklung bei den anderen Mediengattungen zeigt, dass das Radio auf Sicht keine analoge Insel bleiben wird. Auch kann man nicht sagen, dass der Digitalisierungsprozess beim Radio ins Stocken geraten sei, wenn man bedenkt, dass wohl alle deutschen Radioprogramme über das Internet schon heute digital empfangbar sind und auf diesem Gebiet zusätzliche Dienste anbieten.

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