Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Neue Verbreitungswege bringen oft nur geringe Zusatzerlöse

Wie das Lokal-TV in Sachsen über die Runden kommen kann

Martin Deitenbeck, Geschäftsführer der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) Quelle: SLM Martin Deitenbeck Geschäftsführer Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) 16.11.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

SLM-Geschäftsführer Martin Deitenbeck weiß, "dass es sehr schwierig ist, Lokalfernsehen zu produzieren, welches sich dauerhaft ausschließlich durch Werbung finanziert. Seine Anstalt fördert die Sender, aber das hat Grenzen - nicht zuletzt aus rechtlichen Gründen.







Zeitungsredaktionen dünnen die Lokalredaktionen aus, auf der anderen Seite entstehen private Blogs und Angebote im Netz – welche Rolle spielt Lokal-TV heute in der regionalen Medienlandschaft?
Das lokale und regionale Fernsehen spielt nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Information und Berichterstattung über Geschehnisse aus dem unmittelbaren Umfeld der Menschen, sozusagen ihrem „Nahbereich“. Richtig ist zwar, dass immer mehr private Blogs und Informationsangebote im Internet entstehen, man muss aber auch bedenken, dass diese Angebote eine Berichterstattung nach journalistischen Grundsätzen – zu deren Beachtung auch lokale Fernsehveranstalter verpflichtet sind – nicht leisten und auch nicht ersetzen können. Insofern ist auch das Schrumpfen lokaler Zeitungsredaktion mit Blick auf die öffentliche Meinungsbildung eine Entwicklung, die zur Sorge Anlass gibt. Dies unterstreicht aber wiederum die Bedeutung von Lokal-TV.  

Apps, Streaming, Mobil - die Inhalte müssen über immer mehr Plattformen zum Zuschauer gebracht werden. Wie lässt sich das refinanzieren?
Die technischen Entwicklungen bieten den Veranstaltern zunächst einmal die Möglichkeit, durch weitere Verbreitungswege zusätzliche Reichweite zu generieren und insofern auch einmal erstellte Inhalte mehrfach zu nutzen. Auf der anderen Seite ist auch klar, dass die technische Diversifizierung zusätzlichen Aufwand und auch Kosten verursacht. Leider sind die Refinanzierungsmöglichkeiten über diese Ausspielwege sehr beschränkt und bieten den Veranstaltern in der Regel allenfalls geringfügige Zusatzerlöse.

Ungeachtet der „neuen“ Verbreitungswege ist aber ohnehin zu konstatieren, dass es sehr schwierig ist, Lokalfernsehen zu produzieren, welches sich dauerhaft ausschließlich durch Werbung finanziert. Deswegen haben viele Lokalfernsehveranstalter daneben weitere geschäftliche Standbeine.

Im Rahmen der Verbreitungskostenförderung betrauter Lokalfernsehveranstalter durch die SLM sind auch die Streamingkosten grundsätzlich förderfähig. Darüber hinaus unterstützt die SLM das Lokal-TV-Portal, das eine Signalisierung von Angeboten lokaler und regionaler Fernsehveranstalter über Satellit oder jetzt auch DVB-T2 ermöglicht.

Auf dem diesjährigen Lokal-TV-Kongress beklagten Anbieter, dass regionale Werbegelder aus den Regionen abfließen und es neue rechtliche Regeln geben müsse. Was sollte sich ändern?
Dies ist für die lokalen und regionalen Fernsehveranstalter in der Tat ein zunehmendes Problem. Es entsteht u.a. dadurch, dass in den Städten kleine, unabhängige Händler – also die klassischen Werbekunden des Lokal-TV – mehr und mehr durch Filialen überregionaler Einzelhandelsketten verdrängt werden. Deren Werbebudgets werden aber zumeist in den Zentralen verwaltet, wo das lokale Fernsehen in der Regel unterhalb des Wahrnehmungsradars fliegt.

Diese Entwicklung kann man regulatorisch aber praktisch nicht beeinflussen. Hier können die Veranstalter nur z.B. durch Vermarktungskooperationen versuchen, auch an diesen Werbebudgets zu partizipieren. Den Aufbau von Marketing- und Programmaustauschplattformen hat die SLM in der Vergangenheit bereits unterstützt.

In Deutschland aber auch international (etwa in der Schweiz) wird Lokal-TV sehr verschieden gefördert. Welche Instrumente gibt es bei Ihnen und welche können Sie sich in Zukunft vorstellen?
Die SLM hat bereits in der Vergangenheit im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten das lokale Fernsehen unterstützt. Ein großer Schritt in dieser Richtung war die Gesetzesänderung im Jahr 2014, mit der in Sachsen erstmals die Förderung der Verbreitungskosten ermöglicht wurde. Die SLM hat ein entsprechendes Förderprogramm aufgelegt, mit dem betraute Veranstalter seit 2015 unterstützt werden. Allein 2017 wird die SLM ca. 670.000 Euro im Rahmen dieses Förderprogramms an die geförderten Veranstalter auszahlen. Insgesamt wendet die SLM in diesem Jahr ca. 800.000 Euro für die Unterstützung lokaler Fernsehveranstalter auf. Eine darüber hinausgehende direkte Förderung der Programmproduktion ist aber schon aus Rechtsgründen grundsätzlich ausgeschlossen und wäre der SLM ohne zusätzliche Mittel auch finanziell nicht möglich.

Neben direkter finanzieller Förderung unterstützt die SLM die Veranstalter auch durch die Erhebung von Reichweitenzahlen, welche die Veranstalter für die Vermarktung einsetzen können, oder durch Studien.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Anja Zimmer
Direktorin
Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb)

Dr. Anja Zimmer, Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg.
Lokal-TV

Berlin-Brandenburgisches Modell zur ■ ■ ■

Wie die mabb den Sendern hilft und was noch ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Anja Zimmer
Direktorin
Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb)

EIN DEBATTENBEITRAG VON
René Falkner
Vorstandsvorsitzender
BLTV

René Falkner, Vorstandsvorsitzender Bundesverband Lokalfernsehen BLTV
Lokal-TV

Verband fordert Gleichbehandlung von ■ ■ ■

Wie Werberegeln die Umsätze in andere Medien ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
René Falkner
Vorstandsvorsitzender
BLTV

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Wolfgang Kreißig
Präsident
Landesanstalt für Kommunikation (LFK)

Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation (LFK)
Lokal-TV

LFK für flexiblere Fördermöglichkeiten ■ ■ ■

Wie die Sender fit für die digitale Zukunft ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Wolfgang Kreißig
Präsident
Landesanstalt für Kommunikation (LFK)

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.