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Politik nicht nur für Mobilfunkanbieter da

Auch Theater brauchen Frequenzsicherheit für ihre Produktionen

Marc Grandmontagne, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins Quelle: Paul Leclaire/Deutscher Bühnenverein Marc Grandmontagne Geschäftsführender Direktor Deutscher Bühnenverein 12.05.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Theater und alle Kultureinrichtungen können keine weiteren Einschränkungen bei Frequenzen für drahtlose Produktionsmittel hinnehmen oder gar ganz darauf verzichten", betont Marc Grandmontagne, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins. Er fordert die Politik auf, künftig nicht mehr einseitig die Interessen des Mobilfunks zu vertreten.







Bei einigen Veranstaltungen haben die neuen DVB-T2-Signale den Einsatz von Funkmikrofonen gestört. Warum kam es zu diesen Störungen?
Wir können nicht ausschließen, dass es Störungen gegeben hat. Wir gehen jedoch davon aus, dass die dafür verantwortlichen MitarbeiterInnen bei den Theatern schnell reagiert haben. Schließlich darf den BesucherInnen keine technisch gestörte Aufführung zugemutet werden. Unabhängig davon stellen wir fest, dass die Räumung des 700 MHz-Bandes eine noch größere Herausforderung für die Theater und Orchester ist als die Räumung des 800 MHz-Bandes. Erst vor wenigen Jahren haben die Häuser ihre Drahtlostechnik auf diesen Frequenzbereich umgestellt und viel investiert. Nun müssen einige Theater wieder Geld in die Hand nehmen, um ihre Anlagen umzurüsten.

Bereits zuvor wurden Frequenzen für den Einsatz von Funkmikrofonen für den Mobilfunk freigegeben. Wie eng ist es im Frequenzband inzwischen?
Frequenzplanung wird für die Theater plötzlich zu einem großen Thema. In dem verbleibenden Frequenzspektrum gibt es immer weniger freie TV-Kanäle, die sie mit Drahtlostechnik nutzen können. Gleichzeitig steigen die Anforderungen, weil die Inszenierungen immer komplexer werden. Deshalb wird man sehr genau planen müssen, insbesondere bei Aufführungen im Freien. Früher konnte man bei Störungen auf eine andere freie Frequenz ausweichen. In Zukunft ist das nur noch schwer möglich. Unsere Theater befinden sich meist in den Innenstädten. Dort gibt es viele andere Nutzer drahtloser Produktionsmittel. Auch diese brauchen Frequenzen. Wie sich dies vor Ort entwickeln wird, kann ich noch nicht vorhersagen. Vor noch größeren Herausforderungen stehen die Landesbühnen, die ganze Regionen bespielen. Sie müssen auf die Gegebenheiten vor Ort kurzfristig flexibel reagieren. Dies gilt sowohl in Bezug auf die unterschiedlichen Frequenzbereiche in den Regionen als auch für den Standard der technischen Ausstattung der Gastspielstätten.

Sehen Sie Bedarf nach neuen Kapazitäten – und woher könnten diese kommen?
Dass wir genügend Frequenzen für den Einsatz der drahtlosen Produktionstechnik brauchen, liegt auf der Hand. Weder aus dramaturgischen noch aus finanziellen Gründen kann es ein Zurück zu kabelgebundenen Mikrofonen geben. Viele Inszenierungen setzen die Drahtlostechnik bewusst ein, um den ganzen Raum auszunutzen und trotzdem für das Publikum verständlich zu sein. Jede kleinste Störung wird hier wahrgenommen. Ich bin kein Techniker, aber eines ist mir klar: Theater und alle Kultureinrichtungen können keine weiteren Einschränkungen bei Frequenzen für drahtlose Produktionsmittel hinnehmen oder gar ganz darauf verzichten. Alternativspektren jenseits des UHF-Spektrums könnten für bestimmte Produktionen genutzt werden.

Welche Forderung haben Sie an Politik und Regulierungsbehörden?
Bei den bisherigen Frequenzvergaben ging es nur um die Bereitstellung von Kapazitäten für das schnelle mobile Internet, damit unsere Wirtschaft sich weiterentwickeln kann. Bei aller Wertschätzung dieses Ansatzes: die Bedarfe der Kultur sind dabei unter die Räder gekommen, obwohl wir immer wieder darauf aufmerksam gemacht haben! Die Kultur ist auf die Frequenzen im UHF-Spektrum angewiesen, weil nur in diesem Bereich bei überschaubaren Kosten die notwendigen Ausbreitungsbedingungen gegeben sind. Ich fordere, dass die Politik bei ihren weiteren Entscheidungen nicht mehr einseitig die Interessen des Mobilfunks vertritt, sondern auch die Belange der Theater und der Kultur insgesamt achtet und sichert. Auch wir brauchen Planungssicherheit.

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