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Potsdams Für und Wider

Wieso die EU-Ladeinfrastrukturpläne für E-Autos zwiespältig sind

Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt der Landeshauptstadt Potsdam Quelle: Landeshauptstadt Potsdam Bernd Rubelt Beigeordneter Landeshauptstadt Potsdam 21.07.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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"Der Anteil von Elektrofahrzeuge ist geringer als erwartet und wächst auch nur langsam. Viele hindert die Angst über die Reichweite am Kauf eines E-Autos. Das Ausrüsten eines bestimmten Anteils von Stellplätzen im privaten und gewerblichen Bereich mit Ladestationen könnte dazu beitragen, diesen Anteil zu erhöhen." Das sagt Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt der Landeshauptstadt Potsdam. "Damit könnte das Henne-Ei-Problem gelöst werden." Gegen die EU-Pläne spräche die fehlende Technologieneutralität mit Fokus auf E-Autos, bsw. zu Ungunsten von Wasserstoff-Antrieben.







Ab 2025 will die EU-Kommission „intelligente Ladestationen für private/gewerbliche Stellplätze mit mehr als zehn Parkplätzen vorschreiben. Was halten Sie von den europäischen Plänen einer Zwangsverpflichtung für Ladestationen?
Der Anteil von Elektrofahrzeuge ist geringer als erwartet und wächst auch nur langsam. Viele hindert die Angst über die Reichweite am Kauf eines E-Autos. Das Ausrüsten eines bestimmten Anteils von Stellplätzen im privaten und gewerblichen Bereich mit Ladestationen könnte dazu beitragen, diesen Anteil zu erhöhen. Damit könnte das Henne-Ei-Problem gelöst werden.

Für eine Zwangsverpflichtung zur Errichtung von Ladestationen sprechen auch verschiedene Forschungsergebnisse. Diese zeigen, dass das Laden zum größten Teil im privaten und gewerblichen Raum stattfindet, also in Parkhäusern, auf Parkplätzen beim Supermarkt, beim Arbeitgeber und Zuhause. Ein flächendeckendes Netz wäre hier von Vorteil, da die Ladedauer und Verweildauer an diesen Orten am besten zusammen passen. Dagegen ist das Laden im öffentlichen Raum, sprich am Straßenrand in den Kommunen, vor allem zur Erhöhung der Sichtbarkeit von Elektromobilität und für die Anlaufphase wichtig. Insgesamt nimmt es aber nur einen geringen Stellenwert ein.

Die Zwangsverpflichtung hätte aber auch einen kritischen Aspekt. Mit ihr wird der Fokus sehr stark auf elektrisch betriebene Fahrzeuge gelegt. Andere Technologien, wie Wasserstoffantriebe, werden dagegen vernachlässigt. Grundsätzlich ist nicht absehbar, wie sich der Markt entwickelt und ob sich die Elektromobilität in dem Maße durchsetzen wird.

Wie würde sich eine solche Zwangsverpflichtung in Bezug auf die Verkehrsinfrastruktur und das städtische Unternehmertum auswirken?
Durch die Zwangsverpflichtung würde ein flächendeckendes Netz an Ladeinfrastruktur errichtet werden, was im öffentlichen Raum in dieser Form nicht möglich wäre. Für die Verkehrsinfrastruktur in Bezug auf die Entwicklung von Elektromobilität ist dies also durchaus positiv zu sehen.

Die tatsächlichen Auswirkungen auf das städtische Unternehmertum sind zu untersuchen. Grundsätzlich sind die Kosten für die Errichtung einer Ladesäule aber verhältnismäßig gering im Vergleich zu den Kosten für die Errichtung der gesamten Stellplätze. Durch die Förderung von Ladeinfrastruktur wird dies noch weiter reduziert. Darüber hinaus sind einige Unternehmen heute schon bemüht, Ladesäulen zu errichten, meist aus Image-Gründen und zur besseren Kundenbindung.

Was können Sie als Kommune ggf. tun, damit Unternehmen finanziell nicht durch eine Zwangsverpflichtung zu stark belastet werden?
Derzeit gibt es keine kommunalen Förderprogramme, die auf die Errichtung von Ladesäulen im gewerblichen bzw. privaten Raum abzielen. Jedoch werden die zu erwartenden Kosten, die durch die Zwangsverpflichtung entstehen, insgesamt als gering eingeschätzt.

Als Kommune können wir mit den Unternehmen, die jetzt schon aktiv im Bereich Elektromobilität sind, in Kontakt treten und einen Erfahrungsaustausch fördern. Weiterhin gehen wir als Kommune gemeinsam mit den städtischen Unternehmen bereits jetzt mit positivem Beispiel voran und rüsten unsere Flotten um.

Welche Impulse setzt Ihre Kommune grundsätzlich beim Thema Energiewende und nachhaltiges Wirtschaften?
Die Koordinierungsstelle Klimaschutz der Landeshauptstadt Potsdam nimmt die Aufgaben des Klimaschutzes als kommunale Angelegenheit wahr. Seit 2010 hat Potsdam ein Integriertes Klimaschutzkonzept, das konkrete Klimaschutzziele und Maßnahmen beinhaltet. Dieses Klimaschutzkonzept wird aktuell zu einem „Masterplan 100 % Klimaschutz“ fortgeschrieben und wird unter anderem Maßnahmen in den Bereichen nachhaltige Planung, Verkehr, private Haushalte und Wirtschaft umfassen.

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