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Privatfernsehen in der Pflicht

Warum die Mehrheit der Sportbegeisterten in Deutschland nicht ausgeschlossen werden darf

Christian Baumann, Generalsekretär Deutscher Ruderverband e. V. Quelle: Deutscher Ruderverband e. V. Christian Baumann Generalsekretär Deutscher Ruderverband e. V. 29.07.2015
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Noch sind die letzten Zweifel nicht ausgeräumt, ob es die neuen privaten Rechteinhaber tatsächlich schaffen, mit ihrer Berichterstattung von den Olympischen Spielen ab 2018 eine möglichst breite Öffentlichkeit anzusprechen. Der Generalsekretär des Deutschen Ruderverbands nimmt bereits jetzt das Privatfernsehen in die Pflicht.







Wie bewerten Sie das vorläufige Olympia-Aus von ARD und ZDF aus Ihrer Verbandssicht?
Für uns als Sportverband ist natürlich wichtig, dass Sport – und insbesondere unsere eigene Sportart – möglichst breiten Raum bei der Übertragung bekommt. Die öffentlich-rechtlichen Sender sprechen ein sehr breites Publikum an und haben viel Erfahrung mit Großveranstaltungen. Das muss aber nicht heißen, dass das andere Sender nicht in ähnlicher Qualität leisten können. Entscheidend ist für uns am Ende, dass die große Mehrheit an Sportbegeisterten in Deutschland nicht von der Übertragung ausgeschlossen werden darf, etwa weil die Hauptveranstaltungen dem Bezahlfernsehen vorbehalten bleiben. Auch Privatsender sind hier in der Pflicht, eine möglichst breite Öffentlichkeit anzusprechen.

Welche Auswirkungen könnten die sich verändernden Fernsehrechte auf Ihre Arbeit haben?
In ersten Stellungnahmen hat man aus Richtung ARD und ZDF von Überlegungen gehört, bei einem „Ausschluss“ von Olympia auch das Engagement bei anderen Sportveranstaltungen zu reduzieren. Das kann ich mir aber nicht vorstellen. ARD und ZDF haben einen öffentlichen Versorgungsauftrag, der natürlich auch ein Sportprogramm umfasst. Wir haben zum Beispiel gerade erst eine Zusage der ARD bekommen, dass sie unsere Bewerbung für die Ruder-Weltmeisterschaften 2019 in Hamburg unterstützt und die Übertragung übernehmen würde. Ich bin deshalb sehr sicher, dass ARD und ZDF ihr Engagement weiterhin auf hohem Niveau aufrechterhalten, auch wenn sie derzeit im Wettbewerb mit anderen Sendern stehen. Wir müssen alle gemeinsam immer wieder für unsere Interessen kämpfen. Aber darin haben wir als Sportler auch gute Übung.

Ist die Entwicklung des Spitzensports gefährdet, wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht mehr über Ihre Sportart berichtet?
Für jeden, der sich um Übertragungsrechte bewirbt, kommt es darauf an, die Formate am Ende „verkaufen“ zu können, also möglichst viele Zuschauer zu erreichen. Für uns steht im Vordergrund, dass die Leistungen unserer Sportler auf so vielen Leinwänden, Fernsehgeräten, Smartphones, Tablets oder ähnlichem wie möglich ausgestrahlt werden. Wenn der Wettbewerb der Medien am Ende dazu führt, dass Umfang und Qualität der Übertragungen steigen, ist das natürlich in unserem Interesse. Und sicher versuchen wir auch selbst über unsere Website eine besondere Nähe zu unseren Sportlern herzustellen. Diese verschiedenen Medien so miteinander zu verknüpfen, dass wir die besten Informationen an möglichst viele Fans weitergeben können, ist eine große Aufgabe, die wir engagiert angehen.

Wie zufrieden sind Sie generell mit der Berichterstattung Ihrer Sportarten im deutschen Fernsehen?
Rudern hat regelmäßig zu Olympischen Spielen sehr hohe Einschaltquoten und die Zuschauer verfolgen vor allem den Deutschlandachter mit enormer Begeisterung. Bei anderen Großveranstaltungen wie z.B. Weltcups oder Europa- und Weltmeisterschaften haben wir noch Luft nach oben. Auch unser nationaler Jugend- und Nachwuchswettbewerb mit über 1000 Kindern und Jugendlichen hat sicherlich Potential, für einen Veranstaltungsbericht oder eine Reportage interessant zu sein. Insbesondere weil Rudern ein Sport ist, den jeder ausüben kann. Das wollen wir unbedingt noch besser transportieren und jede Unterstützung durch Medien ist uns eine wertvolle Hilfe.

Unterstützen Sie die Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Spiele 2024?
Ein Erfolg der Bewerbung Deutschlands für Olympia in Hamburg ist das Ziel Nummer 1 von Sportdeutschland. Die Vergabe der Fernsehrechte betrifft alle Bewerberstädte gleichermaßen, insofern sehe ich keinen Nachteil für unsere deutsche Bewerbung. Der Deutsche Ruderverband steht geschlossen hinter der Bewerbung von Hamburg. Keiner der nun international konkurrierenden Austragungsorte könnte für Sommerspiele schöner und geeigneter sein als Hamburg mit seiner einzigartigen Lage am Wasser. Das Konzept von Hamburg ist großartig. Wir können im eigenen Land beweisen, wie sportbegeistert Deutschland ist. Den Spirit und die Energie derjenigen, die schon „Feuer und Flamme für Hamburg 2024“ sind, müssen wir mitnehmen und für weitere Begeisterung werben. Sport ist das beste Signal für ein friedliches und faires Miteinander zur Erzielung von Bestleistungen. Mit unserer Bewerbung für die Ruder-Weltmeisterschaften 2019 wollen wir schon eine Großveranstaltung auf dem Weg zu Olympia nach Hamburg holen und die Welt dazu einladen.

 

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