Autonom fahrende Bodenfahrzeuge, Drohnen, jetzt bringen PAL-V, Lilium Aviation und auch Airbus autonom und senkrecht startende Flugmobile für die städtische Urbanität ins Spiel. Nur ein Gedankenspiel oder erleben wir tatsächlich zeitnah die Geburtsstunde des „privaten“ Luftverkehrs?
Es ist ein durchaus interessantes Gedankenspiel, das aber leider nicht so schnell Realität werden wird. Im jetzigen Stadium der nationalen wie internationalen Gesetzgebung, aber auch der Regelungsoptionen sind Flugmobile heute noch Utopien. Sie führen aber dazu, dass wir uns weitergehende Fragen stellen müssen: wie sieht ein "City-ATM (Air Traffic Management)" aus, wie müssen Schwärme operieren, wie wird jede einzelne Mission abgesichert, etc. - ganz abgesehen von den Zulassungsvorschriften selbst, die es hierfür ja noch gar nicht gibt. Das "Vehikel" selbst ist dabei nicht die Frage, das ist technisch "einfach" zu entwickeln und zu bauen, die operationellen sowie rechtlichen Fragestellungen sind aktuell limitierend.
Welche Vorteile hätten autonom gesteuerte Kleinflugzeuge/fliegende Autos für die städt. Mobilität, welche strategischen und politischen Voraussetzungen müssten dafür erfüllt sein?
Die möglichen Vorteile dieser neuen Art von Mobilität müssten erst einmal erarbeitet werden, sie erschließen sich nicht sofort. Ein einzelner Passagier in einem einzelnen "Air Taxi" hätte sicher einen Vorteil; tausende von Airtaxis, die im wahrsten Sinne des Wortes "Staub aufwirbeln", die kollisionsfrei in Straßenschluchten operieren müssten, die mit einer hohen Flugsicherheit über Menschen und Infrastrukturen fliegen sollen, stellen nicht zwingend einen Vorteil für die urbane Mobilität dar. (zu den Voraussetzungen s. 1.)
An welchen Projekten und Ideen ist ggf. die DLR beteiligt? Welche Expertise kann die DLR ggf. einbringen? Sind unbemannte Flugzeuge auch im herkömmlichen Passagierverkehr der Airlines denkbar?
Das DLR arbeitet im zivilen Bereich sowohl an unbemannten Vehikeln selber als auch an operationellen sowie logistischen Themen. Die Expertise zur Beantwortung der unter 1. und 2. genannten Fragen besitzt europaweit nur das DLR, mit seinen Instituten zur Flugführung, Flugsystemtechnik, Kommunikation und Navigation und anderen. Die Luftfahrtforschung des DLR ist in Leitkonzepten strukturiert, eines davon ist die zivile Nutzung von unbemannten Fluggeräten, vornehmlich für den Frachttransport. Im privaten Luftverkehr ist das unbemannte Flugzeug sicherlich noch weiter von der Nutzung entfernt als im kommerziellen Transport; zu klären wäre aber auch da, ob es dann am Boden noch einen verantwortlichen Flugzeugführer gibt, oder ob das Flugzeug dann wirklich autonom fliegt - für letzteres fehlt noch jegliche rechtliche Grundlage.
Werden nach Ihrer Einschätzung irgendwann fliegende Kleinstmobile das Auto auf den Straßen ersetzen oder wird es dauerhaft eine intelligente Koexistenz geben?
"Irgendwann" ist ein großer Zeitraum, jenseits von ca. zehn Jahren wird alles zur Spekulation. Filme wie "Das 5. Element" spielen in einer solchen Zukunft; realistisch ist das aber zu weit hin, als dass man seriöse Aussagen machen könnte. Da auch fliegende Kleinstmobile ja irgendwann einmal wieder den Boden berühren sollten, wird es wohl auf eine "intelligente Koexistenz" hinauslaufen - hier ist im Bereich Fracht schon heute einiges vorstellbar.
Abschlussbemerkung:
Das unbemannte Flugzeug wird sicher seinen Platz im Luftraum erobern, in einigen Anwendungsfällen im Zusammenhang mit der zunehmenden Elektromobilität. Das Anwendungsspektrum ist dabei riesig, vom Ersatzteiltransport über Organlieferung und Telemedizin bis zum Transportflugzeug - die Anwendung auf die urbane Mobilität ist nur eine davon, und vermutlich nicht die erste, die nach Vorliegen entsprechender Zulassungsvorschriften realisiert werden wird. Das DLR arbeitet intensiv an allen Themen, z. T. in Kooperation z. B. mit der NASA und auch der Luftfahrtindustrie; wir wollen sowohl, dass der Luftverkehr sicher bleibt, als auch, dass ein guter Teil der Wertschöpfung dieser neuen Transportmittel in Deutschland stattfindet.