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Kolumne

Rettet das Funkmikrofon!

Auch im digitalen Zeitalter müssen Inhalte vor dem Senden oder Streamen noch produziert werden

Norbert Hilbich, Director Spectrum Affairs bei Sennheiser electronic GmbH & Co. KG Quelle: Sennheiser Norbert Hilbich Director Spectrum Affairs bei Sennheiser electronic GmbH & Co. KG Sennheiser 20.10.2015

Die Drahtlosanwender sind sauer und in großer Sorge. Bereits zum wiederholten Male verlieren die Nutzer drahtloser Produktionsmittel, wie Funkmikrofone, entscheidende Frequenzen. Mit einem energischen Aufruf  will Norbert Hilbich, Director Spectrum Affairs bei Sennheiser, verhindern, dass auf der Weltfunkkonferenz im November 2015 nicht noch mehr Ungemach droht.







Rücksichtslos setzt die Politik die „Digitale Agenda“ um: Im Eiltempo wurden die 700- und 800-MHz-Bänder (Digitale Dividende 1 und 2) an den Mobilfunk versteigert. Die TVSender räumen jetzt diese Frequenzbereiche. Alle Zuschauer sind gezwungen, neue Fernsehgeräte oder Zusatzgeräte für DVB-T2 zu kaufen, wenn sie weiter ihr Programm terrestrisch empfangen wollen. Die Nutzer drahtloser Produktionsmittel, wie Funkmikrofone müssen ihr Equipment verschrotten, wenn sie es nicht umstellen können.

Gravierender als der finanzielle Verlust: In Zukunft wird nur noch ein Bruchteil des bisherigen Spektrums für professionelle drahtlose Produktionen zur Verfügung stehen. Gemeinsam mit dem Rundfunk werden sie in das Spektrum 470 – 694 MHz gezwängt.

Drahtlose Produktionsmittel sind aber zwingend nötig, um die Inhalte zu produzieren, die dann live oder als Aufzeichnung ausgesendet werden; egal, ob sie dann auf Fernsehgeräten, Smartphones oder Tablets genutzt werden.

Wie ernst die Situation tatsächlich ist, zeigt eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Rundfunktechnik. In großen Städten bleiben im Schnitt weniger als 11 TV-Kanäle für die Produktion auf Bühnen oder für Rundfunk und Film übrig. Das entspricht 88 MHz – viel zu wenig, um störungsfrei mittlere und große Events zu produzieren. Über 220 drahtlose Produktionsmittel werden z.B. für die elektronische Berichterstattung vom DFB Pokalfinale in Berlin eingesetzt. Dazu ist mindestens 120 MHz freies Spektrum notwendig. Welche Journalisten oder TV-Produktionen will man künftig aussperren? Zusätzliche Brisanz  erhält diese Frage bei der Berichterstattung von Wahlabenden bei Bundes- und Landtagswahlen,
Gipfeltreffen oder Papstbesuchen usw.

Mit großer Sorge sehen die Nutzer drahtloser Produktionsmittel der Weltfunkkonferenz (World Radio Conference, WRC) im November 2015 entgegen. Dort werden viele Frequenzbereiche neu geordnet. Dabei muss auch der Frequenzbedarf für Berichterstattung und Kultur- und Kreativwirtschaft abgesichert werden: Das Spektrum 470 – 694 MHz muss bis mindestens 2030 für Fernsehen und Funkmikrofone erhalten bleiben. Außerdem müssen die Bereiche 1.350 – 1.400 MHz und 1.492 – 1.525 MHz mindestens ebenso lange für drahtlose Produktionsmittel gesichert werden.

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, das die Konferenz federführend vorbereitet, unterstützt diese Forderungen. Es will sie in Abstimmung mit der EU umsetzen. Bleibt zu hoffen, dass es dabei nicht zu einseitig auf die europäische Karte setzt. Denn alleine die afrikanischen Staaten könnten Europa wie bei der WRC 2012 überstimmen. Die Europäer haben es damals nicht geschafft mit einer Stimme zu sprechen. Deshalb brauchen die Europäischen Staaten und die EU Verbündete in Afrika und im arabischen Raum.

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