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SPD fordert Erhalt des Sports im Free-TV

Öffentlich-Rechtliche dürfen sich aber nicht erpressbar machen

Michaela Engelmeier MdB, sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Quelle: spdfraktion.de (Susie Knoll / Florian Jänicke) Michaela Engelmeier Sportpolitische Sprecherin SPD-Bundestagsfraktion 16.03.2017
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Die Quoten der Top-Spiele in der Fußball-Bundesliga und die rekordverdächtigen Zuschauerzahlen bei der EM bzw. WM der Herren zeigen, wie groß die Nachfrage des Königs Fußball ist." Das sagt Michaela Engelmeier, sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Besonders in Zeiten von EM und WM entfache der Fußball eine Leidenschaft im Land, die unbedingt im Free-TV zu sehen sein muss. Dennoch dürften die Öffentlich-Rechtlichen sich nicht erpressbar machen.







Die deutschen Spitzen-Sportfans stehen Pay-TV offen gegenüber. Wie viel Sport braucht das Free-TV noch?
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erhalten u.a. durch die Rundfunkgebühr pro Jahr etwa 8 Milliarden Euro. Mit diesem Geld leisten die Sender eine Vielfalt, die es auf einem kommerziellen Markt hinaus nicht gäbe. Daher ist es wichtig, dass ein Teil der Einnahmen für Sportübertragungen genutzt wird. Damit nicht nur die Einschaltquoten wie bei privaten Sendern zählen, sondern auch die Vielfalt des deutschen Sports sich im Fernsehen wiederfindet, müssen die ARD und das ZDF auch in Zukunft Sportereignisse übertragen können.

In den letzten Jahren ist der Pay-TV-Markt gewachsen. Dennoch gibt es beim größten Anbieter Sky in Deutschland nur 4,63 Millionen Abonnenten. Im Umkehrschluss heißt es, dass die Millionen Menschen, die über kein Abonnement verfügen, Sportereignisse im Pay-TV nicht verfolgen können. Daher macht es mir auch Sorgen, dass die olympischen Sommer- und Winterspiele von 2018 bis 2024 nun in den Spartensendern Eurosport und DMAX übertragen werden. Zwar ist der Rechteinhaber Discovery verpflichtet 200 Stunden (Sommerspiele) bzw. 100 Stunden (Winterspiele) in den Free-TV-Sendern Eurosport und DMAX auszustrahlen, aber die restliche Zeit wird Discovery vermutlich im Pay-TV senden. Zum Vergleich: in Rio haben die ARD und das ZDF im Wechsel 280 Stunden live übertragen und weitere 40 Stunden in Zusammenfassungen. Hinzu kommt, dass nicht klar ist, ob Eurosport und DMAX in Deutschland ausschließlich Wettkämpfe von deutschen Athletinnen und Athleten zeigen oder ob sie sich auf Quotenhits, wie dem 100-Meter-Lauf der Herren konzentrieren. Für die Paralympischen Spiele laufen derzeit noch die Verhandlungen. Ich wünsche mir, dass sie im Free-TV zu sehen sind, um den Menschen mit Behinderung eine breite Öffentlichkeit zu ermöglichen.

Besonders die teuren Fußball-Rechte bei den Öffentlich-Rechtlichen werden in der Gesellschaft diskutiert. Wie wichtig ist Spitzen-Fußball bei ARD und ZDF?
Die Quoten der Top-Spiele in der Fußball-Bundesliga und die rekordverdächtigen Zuschauerzahlen bei der EM bzw. WM der Herren zeigen, wie groß die Nachfrage des Königs Fußball ist. Dem Interesse des Publikums sollte man sich nicht widersetzen. Besonders in Zeiten von EM und WM entfacht der Fußball eine Leidenschaft im Land, die unbedingt im Free-TV zu sehen sein muss. Dennoch dürfen die Öffentlich-Rechtlichen sich nicht erpressbar machen. Wenn alleine die Fußball-Bundesliga für eine Saison mehr Geld von den Anstalten bekommt, als sie bereit sind für eine olympische Periode (vier Jahre) auszugeben, muss dies deutlich kritisiert werden.

Deutsche Sportfans interessieren sich neben Fußball auch sehr stark für olympische Spiele, für die olympischen Sportarten deutlich weniger – wie können Sportarten jenseits des Fußballs dauerhaft mehr Aufmerksamkeit bekommen?
Der Kampf von den Öffentlich-Rechtlichen, um die Übertragungsrechte von Fußball darf nicht zum Schaden von anderen Sportereignissen führen. Um den König Fußball gibt es mit den privaten Sendern und dem Pay-TV zwei weitere Wettbewerber, die die Preise in einem Bietermarathon in die Höhe treiben. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten müssen mit denen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln sparsam umgehen. Sollten die Preise für Fußball-Übertragungen weiterhin steigen, müssen die ARD und das ZDF entsprechende Konsequenzen ziehen.

Das große Interesse an den Olympischen Spielen von Rio zeigte einmal mehr, wie wichtig eine Vielfalt im deutschen Fernsehen ist. Das Spiel der deutschen Beachvolleyballerinnen um die Goldmedaille war der Publikumshit. Das Finale von Laura Ludwig und Kira Walkenhorst haben 8,5 Millionen Zuschauer verfolgt – das Spiel der deutschen Fußballer gegen Brasilien im Rahmen der Olympischen Spiele sahen dagegen „nur“ 8,25 Millionen Zuschauer. Die Judo-Wettkämpfe mit deutscher Beteiligung verfolgten in der Spitze immerhin noch 6,9 Millionen ARD-Zuschauer, das entsprach einem Marktanteil von 22,9 Prozent. Gerade für Sportarten wie Judo oder Beachvolleyball bieten die Olympischen Spiele eine gute Plattform, um für ihre Disziplinen zu werben.

Für die einzelnen Disziplinen heißt es, dass sie mit spannenden Wettkämpfen, mit starken Sportlerinnen und Sportlern, mit lukrativen Übertragungszeiten und mit interessanten Hintergrundberichten das Publikum für sich gewinnen können.

Eine wichtige Informationsquelle für Fans sind regionale Tageszeitungen, die unter großem wirtschaftlichen Druck stehen. Wie lässt sich sicherstellen, dass auch künftig über Sport in der Region informiert wird?
Tatsächlich hat sich das Konsumverhalten der Leserinnen und Leser verändert, worunter nicht nur regionale Tageszeitungen leiden. Der Wandel zu mehr digitaler Berichterstattung ist nicht mehr aufzuhalten. Genau hierbei kann aber auch eine Chance für den Sport liegen. Digitale Zeitungen haben den Vorteil, dass sie anders als Tageszeitungen live vom Spielfeldrand berichten können. Somit könnte das Interesse an dem regionalen Sport zunehmen, wenn die Menschen live mitfiebern können.

Außerdem ist der Zugriff auf das Internet für (besonders junge) Menschen spielend einfach geworden. Somit kann jeder im Netz für seinen Sport werben. Damit erreichen die Beiträge auch Menschen, die sich bislang für den regionalen Sport nicht interessiert haben oder schaffen Verknüpfungen von Menschen, mit gleichen Interessen.

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