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Schulen müssen Vielfalt an mobilen Geräten stellen

Wie das Saarland die Schulen fit für die digitale Welt machen will

Ulrich Commerçon, Minister für Bildung und Kultur Saarland Quelle: Oliver Dietze Ulrich Commerçon Minister Landesregierung Saarland 19.12.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Alle Schülerinnen und Schüler müssen die Möglichkeit zum Kompetenzerwerb haben, um sich selbstbestimmt und souverän in der digitalen Gesellschaft zu bewegen", betont der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon, "und zwar unabhängig von Herkunft und Geldbeutel der Eltern. Deswegen hofft er unter anderem auf Geld vom Bund.







Verschiedene Politiker fordern, im Unterricht verstärkt auf Smartphones zu setzen. Wie stehen Sie dazu?
Bei der jüngsten Diskussion ging es um ein Handyverbot an Schulen. Das halte ich für keine gute Idee. Die Möglichkeiten der Digitalisierung sollten auch in der Schule genutzt werden. Aber nicht für jede Aufgabe und für jeden Unterrichtszweck ist das Smartphone das passende Mittel. Wir brauchen deshalb eine gewisse Vielfalt mobiler Geräte, die dann aber von den Schulen zur Verfügung gestellt werden müssen.

Ein Problem aus Sicht der Kritiker – nicht alle Kinder haben Smartphones. Wie kann frühzeitige digitale Spaltung der Gesellschaft verhindert werden?
Diese kritische Sicht teile ich. Es ist wichtig, dass niemand benachteiligt wird und alle gleichermaßen an der Entwicklung teilhaben. Wir dürfen nicht voraussetzen, dass alle Eltern ihren Kindern hochwertige Smartphones zur Verfügung stellen können. Deshalb brauchen Schulen einen Pool an eigenen Geräten. Das ist auch eine Frage der Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit. Alle Schülerinnen und Schüler müssen die Möglichkeit zum Kompetenzerwerb haben, um sich selbstbestimmt und souverän in der digitalen Gesellschaft zu bewegen. Es geht darum, Nachrichten und Informationen einzuordnen, zu bewerten, sozial und empathisch zu kommunizieren und kreativ mit den Medien umzugehen – und zwar unabhängig von Herkunft und Geldbeutel der Eltern.

Welche Maßnahmen zur Digitalisierung treiben Sie in Ihrem Bundesland vorrangig voran?
Wir diskutieren gerade in einem breiten Beteiligungsprozess mit Mulitplikatoren aus Gewerkschaften, Verbänden, Lehrkräften, sowie Schüler- und Elternvertretungen unseren Entwurf für das Landeskonzept „Medienbildung in saarländischen Schulen“. Im Mittelpunkt steht dabei die medienbezogene Schulentwicklung. Wir wollen die Medienbildung schrittweise verbindlich in die Unterrichtspläne aller Fächer integrieren. Dazu gehört natürlich auch die Verstärkung der Fortbildung der Lehrkräfte. Dazu haben wir bei unserem Lehrerfortbildungsinstitut ein Zentrum für Medienbildung eingerichtet. Darüber hinaus bieten wir für 2017 ein Förderprogramm in Höhe von 500.000 € für die medientechnische Ausstattung der Schulen an, das an ein schulisches Konzept zur Medienbildung gebunden ist. Ich will deutlich machen, dass es bei der digitalen Bildung nicht nur um Technik geht. Genauso wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler verstehen wie Digitalisierung unser Leben verändert. Und gleichzeitig müssen wir auch die Möglichkeiten nutzen, die die Digitalisierung für die Gestaltung des Unterrichts bietet.

Der Bund will für einen sogenannten Digital-Pakt in den kommenden Jahren fünf Milliarden Euro für die Schulen zur Verfügung stellen. Wie bewerten Sie das?
Es wäre höchste Zeit, dass der Bund endlich anerkennt, dass er mehr zur Bildungsfinanzierung beitragen muss! Das ist hoffentlich ein erster Schritt zur Auflockerung des unseligen Kooperationsverbots. Es kommt jetzt darauf an, dass die gesetzlichen Voraussetzungen für den Pakt rasch geschaffen werden, damit die Vorhaben noch in dieser Legislaturperiode angegangen werden können. Dabei gilt es, die Folgekosten in den Blick zu nehmen, denn die Kommunen werden diese nicht alleine tragen können. Wir brauchen Finanzierungsmodelle sowohl für die laufende IT-Ausstattung, den Support als auch für die Nutzung digitaler Bildungsmedien. Und: bis heute hat Frau Wanka noch keinen einzigen Cent dafür in ihrem Haushalt!

Abgesehen von der technischen Ausstattung – wie werden die Lehrer fit für die digitale Zukunft?
Wir müssen grundsätzlich verstehen, welche epochalen gesellschaftlichen Veränderungen die zunehmende Mediatisierung und Digitalisierung auslösen. Die Art, wie wir leben, uns bilden und arbeiten, verändert sich grundlegend. Das geht hin bis zur Frage, wie sich politische Willensbildung vollzieht und wohin sich Demokratie und Freiheit entwickeln. Das Wichtigste ist die kritische Auseinandersetzung mit Chancen und Risiken der Digitalisierung. Wir tragen Verantwortung für unsere Kinder und Jugendlichen. Sie sollen sich auch in der digitalen Welt zu starken Persönlichkeiten entwickeln, die frei und selbstbestimmt ihren Weg gehen. Das geht nur über ein personales und pädagogisches Angebot, das auf Fachlichkeit und Erfahrungswissen basiert. Das kann weder eine App noch irgendeine Software oder ein Gerät bieten.

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