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Starautor hält fliegende Autos für Spinnerei

Andreas Eschbach will von Vorteilen autonomer Flugmobile nichts wissen

Andreas Eschbach, Science-Fiction-Autor Quelle: Olivier Favre Andreas Eschbach Bestsellerautor Schriftsteller 27.03.2017
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Alexander Hiller
Redakteur
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Andreas Eschbach gehört zu Europas führenden Science-Fiction-Autoren. Trotzdem hält der Schriftsteller und studierte Luft- und Raumfahrttechniker nichts vom aktuellen Hype um die autonom fliegenden Autos. "Zehntausende von fliegenden Autos, die gleichzeitig in einem winzigen Luftraum unterwegs sind? Das mag in einem Film wie "Das fünfte Element" cool aussehen, aber was muss man rauchen, um sich das allen Ernstes für seinen Alltag zu wünschen?" Nicht zu vernachlässigen sei auch der Krach bei fliegenden Autos. "Daran ist physikalisch bedingt auch nur wenig zu ändern. Eine Stadt voller Flugmobile wäre eine Stadt voller Schwerhöriger."







Uber, Volocopter, PAL-V, Lilium Aviation und auch Airbus bringen gerade autonom und senkrecht startende Flugmobile für die städtische Urbanität ins Spiel. Nur ein Gedankenspiel oder erleben wir tatsächlich zeitnah die Geburtsstunde des „privaten“ Luftverkehrs? Oder unrealistisch?
Zehntausende von fliegenden Autos, die gleichzeitig in einem winzigen Luftraum unterwegs sind? Das mag in einem Film wie »Das fünfte Element« cool aussehen, aber was muss man rauchen, um sich das allen Ernstes für seinen Alltag zu wünschen? Es wird bestimmt ein paar Flugmobile für ein paar gehetzte Reichsäcke und Wichtigheimer geben, die heute schon Hubschrauber benutzen, aber als Perspektive des autonomen Verkehrs für die breite Bevölkerung halte ich das für ausgesprochene Spinnerei. Nicht zuletzt, weil die besagten Reichsäcke und Wichtigheimer schön blöd wären, den Luftraum, der ihnen jetzt noch ein exklusives Vorankommen ermöglicht, für den Plebs freizugeben und nachher selber rettungslos im Stau zu schweben.

Ist das selbstfahrende Auto damit schon wieder obsolet? Oder anders gefragt, werden fliegende Kleinstmobile das Auto auf den Straßen ersetzen oder wird es dauerhaft eine intelligente Koexistenz geben?
Das selbstfahrende Auto muss erst mal kommen und sich bewähren, und zwar auch bei für den Alltag interessanten Geschwindigkeiten – vorher kann es nicht obsolet, sondern nur ein an der Realität gescheitertes Projekt werden.
Ich erwarte, eine tendenziell eher friedliche Entwicklung der politischen Verhältnisse vorausgesetzt, dass die Städte in dreißig oder fünfzig Jahren im Grunde immer noch so aussehen werden wie heute: mit Autos, die, ob selbstfahrend oder nicht, auf Straßen rollen und von Benzin angetrieben werden, nur von synthetisch hergestelltem, weil aus den Ölquellen keines mehr kommt.

Welche Vorteile hätten autonom gesteuerte Kleinflugzeuge/fliegende Autos für die städt. Mobilität, welche strategischen und politischen Voraussetzungen müssten dafür erfüllt sein?
Ich sehe zunächst mal vor allem Nachteile: Ein fahrendes Auto kann, wenn es eine Panne hat oder in einen Unfall verwickelt wird, rechts ranfahren, um die Sache in Ruhe zu klären. Was aber macht ein fliegendes Auto? Im schlimmsten Fall stürzt es ab, auf andere Fahrzeuge, auf Fußgänger, auf Häuser, Dachterrassen, in Gärten und so weiter. Und egal, wie hohe Zuverlässigkeit man erreicht, bei 100% wird sie niemals liegen, was bedeutet, dass immer wieder Zwischenfälle geschehen. Selbst angenommen, ein super-zuverlässiges Computersystem (als ob es so etwas gäbe!) steuerte alle Flugautos einer Stadt, können und werden immer noch Windböen, Stürme und dergleichen zu unerwünschten Situationen führen. Flugmobile, die Lasten transportieren, können diese verlieren. Von betagteren Flugmobilen können Teile abfallen. Und so weiter.
Und nicht zu vergessen: Flugverkehr macht ungleich mehr KRACH als fahrender Verkehr. Daran ist physikalisch bedingt auch nur wenig zu ändern. Eine Stadt voller Flugmobile wäre eine Stadt voller Schwerhöriger.
Mir fallen keine Vorteile ein, die all das auch nur im Entferntesten aufwiegen könnten.

Was passiert mit der klassischen Luftfahrt wie wir sie kennen? Haben wir irgendwann nur noch einen individuellen/privaten Luftverkehr?
Viel eher sollte man sich Gedanken machen darüber, wie wir in Zukunft überhaupt noch Flugverkehr realisieren wollen, denn: Man kann zwar Autos aus Batterien betreiben, nicht aber Flugzeuge. Also wird man synthetischen Treibstoff benötigen, der zwangsläufig eher teurer sein wird als der, den man nur aus der Erde pumpen und ein bisschen aufbereiten muss. Damit wird Fliegen im Schnitt teurer, was einen Rückgang der Fluggastzahlen nach sich zieht, gefolgt wiederum von der Einstellung dadurch unrentabel werdender Linien und einem generellen Bedeutungsverlust des Fliegens.
Die richtig Reichen haben heute schon Privatflugzeuge, die werden auch weiterhin individuell fliegen. Aber vielleicht wird es nicht mehr so viele Flughäfen geben, auf denen sie damit landen können. Da werden sich dann schon ein paar Flugmobile absetzen lassen.

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