Den deutschen Autoriesen wird vorgeworfen, zu zögerlich in Sachen E-Autos zu sein. Ist das eine Chance für neue Player?
Natürlich! Es gibt immer noch einige große Lücken auf dem Markt der Elektromobilität, besonders was den Preis und die Alltagstauglichkeit betrifft. Doch diese Lücken werden langsam mit neuen Nischenprodukten angereichert. Interessant dabei ist, dass diese nicht von den etablierten Automarken, sondern in der Regel von kleinen Startups kommen. Es bleibt abzuwarten, wie die OEMs in den nächsten Jahren darauf reagieren.
Die Entwicklung von Autos ist sehr teuer. Welche Rahmenbedingungen brauchen Startups und kleinere Player, um sich hinreichend zu finanzieren?
Aus eigener Erfahrung steht und fällt alles mit den Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, egal ob das die eigenen Mitarbeiter, Crowdfunder oder Investoren sind. Die wichtigste Rahmenbedingung ist eine klare Vision, die alle zusammenschweißt. Wer als Startup ein Auto bauen möchte, muss bereit sein an seine Grenzen zu gehen. Das klingt idealistisch, ist aber unabdingbar, um andere Menschen und auch sich selbst von seiner täglichen Arbeit zu überzeugen.
Wie kann den Startups und kleineren Playern der Zugang auf den umkämpften Auto-Markt gelingen?
Eine schwierige Frage, besonders für deutsche Startups. Autos und Deutschland das gehört eben seit mehr als 100 Jahren zusammen wie England und die Dampfmaschine - und der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Er vertraut dem, dass es schon lange gibt, einfach weil es sich bewährt hat. Doch in den letzten Jahren hat sich einiges verändert. Aufgrund politischer Ereignisse schwindet das Vertrauen der Kunden in die etablierten Marken. Damit ergibt sich ein Zugang, den man mit einer innovativen Idee und einer hohen Kundeneinbindung richtig nutzen kann.
Einzelne Startups setzen auf innovative technische Lösungen, beispielsweise Energieversorgung über Solarzellen oder extreme Leichtbauweise. Inwieweit können solche Innovationen die Branche insgesamt verändern?
Viele Ideen erscheinen abwegig, bis sie jemand das erste Mal umsetzt. Bemerkt man nach der Zeit, dass eine Innovation wirklich im Alltag nützlich ist, dann kann sie sich durchsetzen. Danach setzt dann für gewöhnlich der Mimesis-Effekt ein. Andere Unternehmen versuchen die Innovation weiterzuentwickeln und für sich nutzbar zu machen. Das passiert in jeder Branche, ob im Film, der Musik, oder der Technologie. Vor dem iPhone gab es keine Smartphones. Niemand wäre auf die Idee gekommen, ein großes Handy mit einem Touchscreen herzustellen, warum auch? Damals wollten die Menschen immer kleinere Handys. Jetzt werden sie wieder größer. Zehn Jahre später haben alle großen Firmen die Innovation nachgeahmt und auf ihre Arten weiterentwickelt. Der Alltagsnutzen für den Otto-Normalverbraucher muss dabei im Vordergrund stehen.