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TLM für neue Fördermöglichkeiten für Lokal-TV

Welches kleine Wort aus dem Rundfunkstaatsvertrag gestrichen werden sollte

Jochen Fasco, Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) Quelle: TLM Jochen Fasco Direktor Thüringer Landesmedienanstalt 17.11.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Derzeit können wir nur die Infrastruktur, also die Programmverbreitung fördern", sagt Jochen Fasco, Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM). Das werde auf lange Sicht aber nicht ausreichen, damit die Lokalen im Digitalisierungsprozess mithalten können. Deswegen sollte auch der Rundfunkstaatsvertrag geändert werden.







Zeitungsredaktionen dünnen die Lokalredaktionen aus, auf der anderen Seite entstehen private Blogs und Angebote im Netz – welche Rolle spielt Lokal-TV heute in der regionalen Medienlandschaft?
Lokal-TV hat eine wichtige Rolle und Funktion in der lokalen und regionalen Medienlandschaft. Gerade in Zeiten, in denen mit dem Rückgang der Zeitungsauflagen eine gewisse Erosion im Printbereich zu beklagen ist und immer mehr Menschen sich die Tageszeitung als wichtiges Informations- und Meinungsbildungsorgan nicht mehr leisten wollen oder können, wächst die Bedeutung für ein Bewegtbild-Angebot frei Haus, wie es Lokal-TV bietet.

Vor einigen Jahren hatte ich noch eine deutlich höhere Erwartung an private Blogs und Netzangebote, die den Menschen vor Ort das lokale Geschehen kritisch oder zumindest informationsorientiert nahe bringen. Hier betrachte ich derzeit ernüchtert das Geschehen im Netz. Man darf aber auch nicht blauäugig sein, da die Geschäftsmodelle der Refinanzierung lokaler Medienangebote überschaubar sind.

Apps, Streaming, Mobil - die Inhalte müssen über immer mehr Plattformen zum Zuschauer gebracht werden. Wie lässt sich das refinanzieren?
In Thüringen wird Fernsehen etwa zu gleichen Teilen über den Satelliten- und den Kabelempfang konsumiert. Die Veranstalter müssen neben den Bildern für die großen TV-Geräte in den Wohnzimmern auch Inhalte für mobile und portable Geräte anbieten, also immer mehr Ausspielwege bedienen. Ganz ehrlich, ich habe dabei großen Respekt davor, dass und wie sich gerade im ländlichen Raum und bei schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen lokales Fernsehen hier behauptet und engagiert seinen Beitrag für mehr Vielfalt leistet. In engen Grenzen kann die Landesmedienanstalt die technische Infrastruktur fördern. In gebotenem Maße werden auch die neuen Verbreitungswege von uns anteilig gefördert. Für den großen Rest der vollständigen Refinanzierung von lokalem Fernsehen ist vor allem der lokale Werbemarkt maßgeblich.

Auf dem diesjährigen Lokal-TV-Kongress beklagten Anbieter, dass regionale Werbegelder aus den Regionen abfließen und es neue rechtliche Regeln geben müsse. Was sollte sich ändern?
Man kann Unternehmen nicht vorschreiben, wo sie werben. Es liegt an den Veranstaltern, Angebote zu machen und ein attraktives Umfeld für die Werbung zu schaffen. Die Konzentrationsprozesse im Handel und anderen Wirtschaftszweigen sind unsererseits wenig zu beeinflussen. Darauf zielte Ihre Frage doch ab? Da uns aber die Meinungsvielfalt gerade auch auf regionaler und lokaler Ebene am Herzen liegt, denken wir über neue Fördermöglichkeiten nach. Einzufordern wäre, dass z. B. Landeskampagnen auch vermehrt im Lokal-TV geschaltet werden. Gleichzeitig braucht es, wie oben schon gesagt, neue Modelle zur Unterstützung von qualitativ hochwertigem Lokaljournalismus.

In Deutschland aber auch international (etwa in der Schweiz) wird Lokal-TV sehr verschieden gefördert. Welche Instrumente gibt es bei Ihnen und welche können Sie sich in Zukunft vorstellen?
Derzeit können wir nur die Infrastruktur, also die Programmverbreitung fördern, was auf lange Sicht aber nicht ausreichen wird, damit die Lokalen im Digitalisierungsprozess mithalten können. In § 40 Rundfunkstaatsvertrag findet sich für die Landesmedienanstalten die Ermächtigung, lokalen und regionalen Rundfunk zu fördern, aber nur, wenn dieser nichtkommerziell ist. Seit Jahren trete ich für die Streichung des Begriffs „nichtkommerziell“ ein, um wichtige lokale Angebote zu unterstützen. Das verlangt aber übrigens auch eine entsprechende Erhöhung des Anteils der Landesmedienanstalten, was schon von mehreren Seiten aus der Thüringer Landesregierung heraus ebenfalls gefordert wird.

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