ARD und Deutschlandradio haben eine crossmediale bundesweite Marketingkampagne für Digitalradio gestartet. Wie bewerten Sie die Pläne der Öffentlich-Rechtlichen auch im Hinblick auf die Ziele des „Aktionsplan für die Transformation der Hörfunkverbreitung in das digitale Zeitalter"?
DAB+ ist in erster Linie ein politisches Thema. Wir reden darüber seit mehr als 20 Jahren – und eigentlich hat es seitdem keine besondere Brisanz mehr gehabt. Ich bin im letzten Jahr zu einem Kongress der Landesmedienanstalt in NRW zur Zukunft des Radios eingeladen worden und war etwas überrascht, dass es dort um DAB+ ging. Für mich lag die Zukunft vor allem im Streaming, vor allem unter werblichen Gesichtspunkten betrachtet.
DAB+ ist für uns als Agentur im Bereich der Mediaplanung kein besonders relevantes Thema – als Übertragungsweg hingegen schon. Hier ist es nur so, dass bei unserer ‚Währung‘, der MA-Radio, Reichweiten nicht zwischen UKW, DAB+ oder sonst etwas unterschieden wird. Insofern ist DAB+ nichts als ein alternativer Übertragungsweg.
Bleiben wir bei der werblichen Sicht. Wo liegen denn die attraktiven, neuen Geschäftsfelder im Radio?
Für uns als Agentur sind in erster Linie UKW und Streaming relevant. DAB+ spielt derzeit keine Rolle, denn es ist nicht einzeln belegbar und ist nicht rückkanalfähig, wie etwa das Streaming. Online hat den Vorteil, dass es dort noch weitere Targeting-Möglichkeiten gibt. Auch was die Programme betrifft, ist das Angebot im Webradiobereich viel umfangreicher – und somit auch besser zu vermarkten. Da bleibt DAB+ völlig ‚blank‘.
Können Sie sich eine Radiozukunft gänzlich ohne Terrestrik vorstellen?
Aktuell gehen wir davon aus, dass die Tendenz in Richtung Streaming geht, insbesondere, weil die mobilen Datenraten und die Kompressionsverfahren besser und günstiger werden. DAB+ hat dagegen eine komplett eigene Infrastruktur. Warum sollte man – abgesehen vom politischen Interesse – dieses Thema weiter vorantreiben? Für mich erschließt sich das nicht so richtig.
Die ARD-Audiothek soll im Juni starten. Wie stehen Sie zu diesem Vorhaben?
Damit wird ja kein neues Geschäftsmodell angestrebt, sondern es werden – wie in der Mediathek – für einen bestimmten Zeitraum Inhalte online angeboten. Neue Werbemöglichkeiten resultieren daraus nicht. Die Audiothek ist aus meiner Sicht ein logischer Schritt in der Ausweitung des Portfolios der Öffentlich-Rechtlichen. Die dort bereitgestellten Inhalte stehen allerdings auch in Konkurrenz zu solchen, die sich mit Werbung finanzieren müssen.