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Bericht

Trendwende: Ende der Medienkonvergenz?

Programmveranstalter bieten verstärkt Inhalte auf Exklusiv-Geräten an

„Digitale Konzerthalle“ der Berliner Philharmoniker: exklusiv auf Sony-Fernsehern Quelle: Sony 29.04.2011

Ein Livekonzert der renommierten Berliner Philharmoniker am heimischen TV-Gerät gehört zu den Highlights eines jeden Klassikfans. Doch was bei dem einen so wunderbar funktioniert, sorgt für Frust bei manch anderem Musikfreund. Schuld daran ist die Beschränkung des Angebots der „Digitalen Konzerthalle“ auf Sony-Geräte der Marke Bravia. Wer kein solches Gerät sein eigen nennt, schaut sprichwörtlich in die Röhre – beziehungsweise kann den Dienst des Edelorchesters nur über den PC oder Laptop abrufen.

Doch Sony steht nicht allein auf weiter Flur, sondern auch andere Hersteller folgen einem neuen Trend und versehen ihre Produkte mit Exklusivleistungen. So gibt es etwa auch für das iPhone ganz bestimmte Apps – beispielsweise der Zeitschrift „Die Bunte“ oder der Staatskapelle Dresden – die über die freie Plattform Android nicht verfügbar sind.

Haben wir also das Zeitalter der Medienkonvergenz, das Medienwissenschaftler und -politiker noch immer postulieren, längst hinter uns gelassen? Verschmelzen bisher getrennte Medien mit all ihren Leistungen und Informationen nun doch nicht ganz so nutzerfreundlich auf einem Endgerät?

Was dem Endverbraucher nicht gefällt, ist für die Medienmacher ein lukratives Geschäft, denn Exklusivverträge sichern, dass sie für ihre Inhalte auch bezahlt werden. So sind die Berliner Philharmoniker mit ihrer Konzerthalle zwar kein klassischer Fernsehsender, „aber wir sind Produzenten und gleichzeitig Vermarkter unserer Konzertaufzeichnungen“, so Tobias Möller, Leiter Marketing und Kommunikation der Berlin Phil Media GmbH. Ein Zustand der Michael Bobrowski von der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. überhaupt nicht schmeckt. Vielmehr ist „der Trend zu proprietären Lösungen als bewusster Teil des jeweiligen Geschäftsmodells, hinter dem unter Umständen auch die Absicht steht, eigene Inhalte und Dienste bevorzugt anbieten zu können“, für ihn „alles andere als verbraucherfreundlich“. So hat denn auch seine Verbraucherzentrale „diese Entwicklung in den vergangenen Monaten und Jahren wiederholt kritisiert und setzt sich beim Gesetzgeber für weiterreichende Anforderungen an die Interoperabilität von Rundfunkempfangsgeräten ein“.

Konfliktpotential, das so bei Sony nicht gesehen wird. Für den Geräthersteller stehen die Berliner Philharmoniker mit ihrer „Digital Concert Hall“ „innerhalb unseres ‚BRAVIA Internet Video‘-Services gleichberechtigt neben Online Video-Angeboten der Tagesschau, von BILD.de, YouTube, tape.tv oder auch ProSieben und SAT.1“. Dennoch möchte sich Sony mit seinen teils exklusiven Content-Partnern ganz bewusst von der Konkurrenz abheben und setzt dabei inhaltlich auf besondere Qualität, wie das Angebot der Berliner Philharmoniker. „Denn wir bewegen uns in einem Umfeld, das allgemein große Anstrengungen unternimmt, Inhalte aus dem Internet auf den Fernseher zu bekommen“, so Gerrit Gericke, PR-Manager Marketing Communications bei Sony Deutschland. „So bleiben uns als Erfolgsformel eigentlich nur zwei Ansätze: Auf der einen Seite muss die Bedienung des Services so leicht und selbsterklärend wie möglich sein und auf der anderen Seite spielen unsere Content-Partner eine entscheidende Rolle.“

Doch eines muss trotz der ganzen Hersteller-Finessen, so Bobrowski, sichergestellt werden, „dass ungeachtet der Ausdifferenzierung der individuellen Nutzerbedürfnisse bei ein und derselben Empfangsart die gewünschten Dienste und Inhalte mit einem Gerät genutzt werden können. Selbst dann wird es die Eier legende ‚Wollmilchsau‘ nicht geben, aber zumindest sorgen wir dafür, den bereits heute bestehenden Gerätepark im heimischen Wohnzimmer nicht zu vergrößern“, so Bobrowski.

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