ARD und Deutschlandradio haben am 5. April angekündigt, Anfang Mai auf allen Kanälen eine crossmediale bundesweite Marketingkampagne für Digitalradio DAB+ zu starten. Wie bewerten Sie solche Radiokampagnen grundsätzlich?
Alle Maßnahmen, die auf die Gattung Audio und ihre vielfältigen Verbreitungswege einzahlen, bewerten wir positiv.
Ist DAB+ für die private Radioszene genauso attraktiv, wie für die Öffentlich-Rechtlichen?
Im Kreis unserer Gesellschafter gibt es dazu unterschiedliche Positionen. Generell eint uns die Meinung, dass Radio mittlerweile ein Multiplattform-Medium ist. Dabei bleibt UKW auf lange Sicht der mit Abstand wichtigste Verbreitungsweg. An zweiter Stelle steht der internetbasierte Kanal. Streaming liefert neben der wachsenden Angebotsvielfalt für Nutzer auch neue, attraktive Werbemöglichkeiten und damit Monetarisierungsoptionen für die Publisher.
Der dritte Verbreitungsweg ist DAB+, der zweifellos zu mehr Vielfalt für Hörer sorgen wird. Allerdings liefert er keine zusätzlichen Refinanzierungschancen. Daher ist die Frage der Finanzierung eine sehr zentrale.
Grundsätzlich ist hier die Situation für den privaten Rundfunk, der eine Vielzahl langfristiger Investitionen rein aus der Werbefinanzierung stemmen muss, eine deutlich herausfordernde als die der öffentlich-rechtlichen Sender. Mit dem Polster der Gebührenfinanzierung lassen sich Investitionsentscheidungen komfortabel und ohne Risiken treffen.
Welche Audio- und Radio-Plattformen sind für die Vermarktung und die Werbetreibenden derzeit attraktiv?
Im Werbemarkt gewinnt Radio aktuell über die klassische UKW-Verbreitung wieder stärker an Aufmerksamkeit, die aufgrund des digitalen Hypes einige Zeit nachgelassen hatte. Werbekunden nutzen in ihrer Kommunikation die Stärken Reichweite, Touchpoints und Aktivierung für ihre Kampagnen. Viele ergänzen diese inzwischen um gezielte Online-Audio-Buchungen. Die zusätzliche Ansprache über digitale Audioplattformen liefert weitere, exklusive Touchpoints in schwer erreichbaren, mobilen Zielgruppen. Konvergente Audiokampagnen erzielen einen besseren ROI und mehr Wirkung. Die Plattform DAB+ bietet hingegen im Hörermarkt mehr Vielfalt, da dort viele Spartenangebote entstehen, die im UKW nicht mehr bedient werden.
Mit der ARD-Audiothek wird es demnächst Konkurrenz zum Radioplayer und anderen Aggregatoren geben. Was halten Sie von den Planungen der ARD? Gefährden die Planungen das Geschäftsmodell der Privaten, falls sich die ARD künftig aus dem Radioplayer zurückziehen sollte?
Diese Idee ist zumindest nicht aus der Hörerperspektive gedacht. Für User ist es von Nachteil, viele verschiedene Plattformen mit einer kleinen Anzahl von Angeboten ansteuern zu müssen. Die Akzeptanz wird bei einem rein aus Anbietersicht gestalteten Angebot entsprechend niedrig sein.