Bei einigen Veranstaltungen haben die neue DVB-T2-Signale den Einsatz von Funkmikrofonen gestört. Wie sehr schränkt das neue terrestrische Digital-TV den Einsatz von Funkmikros ein?
Es kommt in Ballungsgebieten bereits jetzt zu erheblichen Störungen, allerdings wird das in Zukunft noch deutlich schlimmer werden, wenn die anderen bereits früher verkauften Frequenzbereiche auch wirklich komplett genutzt werden.
Bereits zuvor wurden Frequenzen für den Einsatz von Funkmikrofonen für den Mobilfunk freigegeben. Wie eng ist es im Frequenzband inzwischen?
Inzwischen ist es bereits sehr eng im Frequenzband geworden. Wir können derzeit von Glück sagen, dass die versteigerten Frequenzbereiche (noch) nicht komplett genutzt werden. Ohne eine vernünftige Frequenzplanung im Vorfeld incl. Absprache mit allen Beteiligten ist eine größere Veranstaltung jetzt bereits nicht mehr störungsfrei machbar. Es wird in naher Zukunft massive Probleme bei Großevents geben (Fußballturnier bzw. Sport allgemein, Messen, TV-Liveübertragungen etc.).
Die Nutzer drahtloser Produktionsmittel müssen bei größeren Veranstaltungen auf jeden Fall einen „Frequenzplaner“ einsetzen. Auch muss man sich explizit mit den physikalischen Grundlagen der Verbreitung von Funkwellen auseinandersetzen. Bauliche Gegebenheiten müssen berücksichtigt und Antennenpositionen durchdacht werden. Bereits seit langem ist ein Scannen des Frequenzspektrums vor Ort ja unabdingbar. Dieses gilt natürlich verstärkt für Open-Air-Veranstaltungen, in größeren Gebäudekomplexen kann man manchmal durchaus leichte Störstrahlungen von außen vernachlässigen.
Sehen Sie Bedarf nach neuen Kapazitäten – und woher könnten diese kommen?
Der Bedarf ist ja zweifelsfrei vorhanden. Man kann allerdings keine neuen Frequenzbereiche „erfinden“, daher muss man die bestehenden Bereiche sinnvoll nutzen. Ein Lösungsansatz ist die Nutzung des fast in Vergessenheit geratenen und derzeit völlig ungenutzten VHF-Bereiches. Einige Hersteller bieten bereits in diesen Bereich wieder Geräte, auch in moderner Digitaltechnik, an.
Grundsätzlich sollte man aber zunächst genau überlegen, wo man denn wirklich kabellose Mikros bzw. In-Ear-Monitoring einsetzen muss. Oft ist eine Kabellösung, auch wenn sie nicht so komfortabel ist, eine sinnvollere und vor allem störungsfreie Alternative.
Welche Forderung haben Sie an Politik und Regulierungsbehörden?
Der VPLT fordert, es muss Schluss sein mit der Versteigerung der Frequenzen. Unsere Branche benötigt dringend Planungssicherheit für zukünftige Investitionen.An dieser Stelle ist die APWPT, (Association of Professional Wireless Production Technologies) in Zusammenarbeit mit dem VPLT, auch international aktiv. (www.apwpt.org und www.vplt.org ) Internationale Zusammenarbeit ist absolut notwendig und wichtig, denn Funkfrequenzen enden nicht an einer Landesgrenze!
Vorreiter in Sachen Planung ist an dieser Stelle die Schweiz. Dort kann man seit einigen Monaten auf einer Plattform im Netz seine Veranstaltungen mit Ort, Zeit und Datum, sowie Anzahl der Sender nebst geplanten Frequenzen eintragen. Dieses erleichtert doch erheblich die Planungen bereits im Vorfeld.
Wir vom VPLT sind der Meinung man sollte seitens der Bundesnetzagentur und der Politik über eine Freigabe der Militärfrequenzen im unteren 400 MHz-Bereich für drahtlose Mikrofonanlagen in Friedenszeiten nachdenken. Wenn dann diese Frequenzen im Verteidigungsfall benötigt werden, haben wir sowieso andere Probleme als eine störungsfreie Veranstaltungsdurchführung. Es wird in naher Zukunft also deutlich schlimmer werden, als es sich im Moment darstellt.
Den professionellen Anwendern, vor allem im Touringbereich, kann man nur empfehlen, bei Neuinvestitionen Geräte mit möglichst großer Bandbreite anzuschaffen. Umso größer ist die Chance, auf Tournee die eine oder Lücke zu finden und zu benutzen. Nachsatz: Professionelle Anwender sollten bei politischen Veranstaltungen unter Hinweis auf die von der Politik verschuldete Situation keine Sender mehr einsetzen.