Zeitungsredaktionen dünnen die Lokalredaktionen aus, auf der anderen Seite entstehen private Blogs und Angebote im Netz – welche Rolle spielt Lokal-TV heute in der Medienlandschaft?
Der lokale Medienmarkt ist im Wandel und die Anzahl der Akteure sinkt.
Bei vielen Ereignissen sind nur das lokale Fernsehen und die Tageszeitung vor Ort. Das Radio spielt für eine ausführliche redaktionelle Berichterstattung aufgrund der kürze der Beiträge keine relevante Rolle im Gebiet. Auch wenn sowohl die Tageszeitung als auch das Lokal-TV nicht alle Termine wahrnehmen können, so sind dies die beiden Medien, die eine längere Berichterstattung vor Ort realisieren.
Blogs und Internetzeitungen sind dabei eine gute und spannend Ergänzung.
Beim Lokal-TV kommen Akteure und Ereignisse ins Programm, die sonst nicht berücksichtigt werden. Gerade in der Zeit der Globalisierung sind Ereignisse aus nächster Nähe relevanter. Durch die Struktur der lokalen TV-Sender sind die Macher in ihren Städten vor Ort ein wichtiger Ansprechpartner und schaffen Arbeitsplätze vor Ort.
Apps, Streaming, Mobil - die Inhalte müssen über immer mehr Plattformen zum Zuschauer gebracht werden. Wie lässt sich das refinanzieren?
Die neuen technischen Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile, man kann die Zuschauer auf verschiedenen Wegen erreichen. Der Aufwand steigt jedoch, und die Werbeerlöse halten in vielen Fällen nicht mit. Hinzu kommt, dass die öffentlich-rechtlichen Sender auch mit Onlineangeboten in Bereiche des lokalen Rundfunks eindringen. Bei der Finanzierung von neuen Ausspielmöglichkeiten spielen aktuell die Landesmedienanstalten eine wichtige Rolle. So zum Beispiel die beiden Satellitenprojekte von MABB und BLM. Der Satellit ist aktuell noch ein wichtiger Verbreitungsweg, daher kann man dieses Engagement nicht genug würdigen.
Ob man auf allen Plattformen präsent sein kann, darüber lässt sich streiten. Wichtig ist jedoch, das die Regulierung eingreift und faire Wettbewerbsbedingungen schafft. Einige Sender sind bis heute nicht bei T-Entertain zu empfangen, dies muss sich schnell ändern. Auch kleinere Angebote müssen dort präsent sein. Grundsätzlich ist der Markt in Bewegung und für kleine Sender wird es schwer, Schritt zu halten, hier sind die Landesmedienanstalten weiter gefordert. Aber auch in der Medienpolitik müssen die Weichen richtig gestellt werden, damit die Landesmedienanstalten auch entsprechend ausgestattet werden.
Auf dem diesjährigen Lokal-TV-Kongress beklagten Anbieter, dass regionale Werbegelder aus den Regionen abfließen und es neue rechtliche Regeln geben müsse. Was sollte sich ändern?
Das ist ein großes Problem, welches in der Medienpolitik noch nicht genug Beachtung findet. Wir fordern eine Chancengleichheit für die Mediengattungen. Als Beispiel möchte ich die politische Werbung anführen, diese ist in der Tageszeitung und in den sozialen Netzwerken nicht reglementiert. Im lokalen Fernsehen und beim Hörfunk ist die Werbung stark reglementiert. Auch für Lottogesellschaften gibt es in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Werberegelungen. Auch das klassische Lizenzmodel möchte ich in Frage stellen, so kann bei Facebook fast straßenweise geworben werden. Für einen TV-Sender gibt es eine Lizenz für ein bestimmtes Sendegebiet, welches nicht unbedingt den Bedürfnissen der Werbekunden entspricht. Hier sollten Anpassungen erfolgen, sonst fließen noch mehr Werbegelder in die sozialen Netzwerke ab. Denen sei der Erfolg gegönnt, aber Arbeitsplätze in den Regionen entstehen nun man nur durch lokale Medien und nicht durch Facebook und Co..
In Deutschland aber auch international (etwa in der Schweiz) wird Lokal-TV sehr verschieden gefördert. Was würden Sie für die Zukunft anregen?
Mann kann zusammenfassend sagen, dass lokales Fernsehen in deutschsprachigen Raum fast nur mit öffentlicher Förderung funktioniert.
Vorbilder sind hier Österreich, die Schweiz oder Bayern. Aber auch in anderen Bundesländern wurde einiges getan. Lokal-TV ist ein Teil der Grundversorgung und sollte so auch gefördert werden. Dies bedeutet, das eine Inhaltliche Förderung möglich sein sollte. Dies in allen Bundesländern und nicht allein in Bayern.