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Verbraucherschützer prangern bedenkliche Werbeaktionen bei DVB-T2-Umstellung an

Was die Zuschauer wissen sollten

Dr. Katja Henschler, Referatsleiterin Telekommunikation/Elektronische Medien, Verbraucherzentrale Sachsen e.V. Quelle: Verbraucherzentrale Sachsen Dr. Katja Henschler Referatsleiterin Telekommunikation/Elektronische Medien Verbraucherzentrale Sachsen e.V. 07.02.2017
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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"Insbesondere Kabelanbieter, aber auch andere nutzen das beschriebene äußerst verbreitete Unwissen bzw. die Unsicherheit der Fernsehkonsumenten ganz gezielt, um ihre Angebote zu verkaufen", warnt Dr. Katja Henschler von der Verbraucherzentrale Sachsen mit Blick auf die DVB-T2-Umstellung. Dabei ist das Thema schon kompliziert genug.







Die Einführung und der Start des Regelbetriebs im März 2017 von DVB-T2 ist aus Verbrauchersicht nicht unproblematisch. Wie ist Ihre Einschätzung und was muss der Verbraucher jetzt wissen und beachten?
Für Verbraucher ist entscheidend, dass sie sich jetzt gründlich zum Start des neuen DVB-T2-Standards informieren. Auch in den Regionen, in denen die Umstellung in gut einem Monat ansteht, wissen viele noch gar nichts darüber. Die Informationskampagnen beginnen gerade erst. Die Schwierigkeit für die Nutzer ist aus unserer Sicht besonders, dass es keine flächendeckende Einführung zum einem Fixtermin in ganz Deutschland gibt. Wiederum erfolgt die Umstellung jeweils ganz ohne Übergangszeit, was nicht zuletzt bedeutet, dass über einen nicht unerheblichen Zeitraum unterschiedliche Empfangsstandards im Land gelten und sich gegenseitig ausschließen. Auch das wichtige grüne DVB-T2-Logo ist – da es sehr neu ist – noch nicht bekannt.  Und wer die privaten Freenet-Programme über den neuen Standard nutzen möchte, benötigt zudem das CI+-Modul sowie einen für das Modul tauglichen Empfänger wie Fernseher oder Receiver. Man muss sich also eine Menge Informationen erarbeiten. Nach unseren Erfahrungen wissen bis heute nur die allerwenigsten Verbraucher, in welchem Fernsehempfangsstandard überhaupt Änderungen anstehen und erst recht nicht, welche genau und mit welchen Konsequenzen im Konkreten.

Wie problematisch sind Aktionen, wie bspw. aktuell von Vodafone Kabel, die mit behördlich aussehenden Briefen, versuchen, von der DVB-T-Umstellung zu profitieren und neue Kabelkunden gewinnen wollen? Was empfehlen Sie den Bürgern?
Solche Aktionen nehmen gerade sehr stark zu und sie sind aus verbraucher-  wie auch wettbewerbsrechtlicher Sicht äußerst problematisch. Insbesondere Kabelanbieter, aber auch andere nutzen das beschriebene äußerst verbreitete Unwissen bzw. die Unsicherheit der Fernsehkonsumenten ganz gezielt, um ihre Angebote zu verkaufen. Sie suggerieren in ihrer Werbung, auch in Werbeanschreiben an Kunden wie aktuell bei Vodafone, der komplette Fernsehempfang werde am 29. März abgeschaltet, wenn man nicht handelt und beispielsweise einen neuen Vertrag abschließt. Solche Kampagnen sind tendenziell wettbewerbswidrig. Vodafone wurde sein Vorgehen jüngst sogar von der Bundesnetzagentur unter Androhung von Zwangsgeld untersagt.

Wie schätzen Sie die bisherige Informationsdichte und Informationsqualität der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehprogramme ein? Sollten nach Ihrer Einschätzung die öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehprogramme mit Laufbändern und Schwerpunktsendungen über den Umstieg informieren?
Laufbänder gibt es jedenfalls auf den Öffentlich-Rechtlichen seit einer Weile. Wir gehen außerdem davon aus, dass die Informationsdichte dazu jetzt nochmal an Fahrt aufnimmt. Natürlich ist die Zeit bis zur Umstellung am 29. März dann äußerst kurz und es damit kaum möglich, die Anschaffung neuer Hardware, überhaupt die Entscheidung für den einen oder anderen Empfangsstandard länger zu überdenken.

Welchen Wert hat generell der neue terrestrische Fernsehstandard DVB-T2 im Vergleich zu den anderen Übertragungswegen per Sat, Kabel und Streaming (IPTV)?
Das DVB-T2-Fernsehen als solches hat eine maßgebliche Bedeutung in der Übertragungslandschaft. Es ist für diejenigen, die ausschließlich öffentlich-rechtliche Programme konsumieren, eine kostenfreie Empfangsmöglichkeit. Wer auch Privatfernsehen schauen möchte, kommt dabei mit ca. 70 Euro jedenfalls nicht teurer als etwa im Kabel. Nicht zuletzt ist im privaten Bereich die Programmpalette breiter geworden. Der jüngste Einstieg von Eurosport in die Senderpalette dürfte durchaus als reizvoll empfunden werden. DVB-T ist weiterhin interessant für die, die keine Sat-Schüssel am Haus installieren können oder wollen. Und es dienst vielfach als Zweitfernseher im Garten oder sonst im Außenbereich. Bedenken sollte man schließlich, dass man sich beim DVB-T-Empfang nicht langfristig bindet, anders als beim Kabel. Zum Beispiel für Zuschauer, die öfters umziehen oder aus anderen Gründen keine längeren Verträge eingehen wollen, ist dies daher ebenfalls eine interessante Variante.

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