Ihr Verein engagiert sich im E-Sport. Welche Strategie verfolgen Sie damit?
Durch das ganzheitliche Verständnis von Fußball haben wir beim VfL Wolfsburg erkannt, dass der virtuelle Fußball zum gesamten Fußball-Erlebnis und damit auch zum VfL Wolfsburg gehört. Der VfL war mit der Verpflichtung vom E-Sportler Benedikt Saltzer im Jahr 2015 weltweit der erste professionelle Sportverein, der einen FIFA-Spieler (Videospiel FIFA von EA Sports) unter Vertrag genommen hat.
Im Vorfeld haben wir uns intensiv mit der E-Sport-Szene auseinandergesetzt und dabei wurde sehr schnell klar, was für eine sehr große und spannende Zielgruppe das ist. Mit unserem Engagement und den verpflichteten E-Sportlern als Markenbotschaftern wollen wir vor allem junge videospielaffine Menschen erreichen und auch für den realen Fußball begeistern. Mit diesem Brückenschlag zwischen virtueller und echter Fußball-Welt möchten wir die Marke VfL Wolfsburg bekannter machen und dadurch langfristig neue Fans für den Klub gewinnen und an uns binden. Ein weiterer Grund für den Einstieg war zudem die Vermarktung des Themas. Durch die junge und digital sehr aktive Zielgruppe ist E-Sport als Plattform auch für Sponsoren und Partner des VfL enorm interessant.
Der Wechsel des Spitzen-E-Sportlers Cihan Yasarlar von Schalke 04 zu RB Leipzig hat für große Schlagzeilen gesorgt – entsteht beim E-Sport ein Transfermarkt wie beim echten Fußball?
Es war vermutlich nur eine Frage der Zeit bis erste Spielerwechsel auch unter den E-Sport-Klubs stattfinden. Jeder Verein, der in dieser Branche ernsthaft aktiv ist, möchte natürlich größtmöglichen Erfolg. Deswegen sind die absoluten Top-Athleten der Branche auch sehr gefragt. Wir hatten nach der erfolgreichen FIFA17-Saison unter anderem für unseren Spieler Timo „TimoX“ Siep ebenfalls mehrere Anfragen vorliegen. Geht die Entwicklung so weiter, ist es nicht auszuschließen, dass es mittelfristig auch in diesem Bereich Transfersummen geben wird.
Derzeit engagieren sich vier Fußball-Bundesligisten im E-Sport. Erwarten Sie eine weitere Professionalisierung der E-Sport-Szene in Deutschland?
Wir freuen uns über jeden Club, der ebenfalls den Schritt in den E-Sport wagt, denn dadurch werden auch die Strukturen immer professioneller. Unser Ziel ist es, dass sich die Szene und der virtuelle Fußball immer weiterentwickeln. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, indem wir unser Know-how aus dem Sport- und Fußballgeschäft einbringen. Je mehr Klubs das auch machen, desto schneller geht die Professionalisierung in diesem Bereich voran. Dafür stehen wir auch mit allen nationalen, aber auch vielen internationalen Vereinen im regelmäßigen Austausch.
Der spektakuläre Transfer betrifft einen E-Sportler, der virtuell Fußball spielt. International werden auch hochdotierte Tourniere mit Ego-Shoutern und anderen Games ausgetragen – für welche E-Sport-Disziplinen sehen Sie hierzulande das größte Potenzial?
Die E-Sport-Szene und auch die Akzeptanz der ganzen Branche werden in den kommenden Jahren weiter wachsen. Wir setzen auf diesen Aufwärtstrend und werden weiter in den E-Sport und speziell den virtuellen Fußball investieren. Wir wollen unsere Vorreiterstellung beibehalten und ausbauen. Trotzdem hoffen wir, dass sich weitere Klubs dazu entscheiden, ebenfalls den Einstieg zu wagen. Dies wird der ganzen Szene helfen und es wird irgendwann auch sicherlich eine starke virtuelle Liga geben, in der wir unsere gute Position verteidigen und weiter ausbauen wollen. Unser Ziel ist dabei immer, dass wir uns nah am Fußball und dem klassischen Sport bewegen und damit die Brücke zwischen den beiden Welten schlagen. Daher werden wir uns auch weiterhin nur in diesem Bereich engagieren und nicht bei einem sportfremden E-Sport-Titel einsteigen. Denn wir glauben an das Potential und ein starkes Wachstum im Bereich des virtuellen Fußballs in den kommenden Jahren.