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Bericht

Vor Abstimmung im Bundesrat: Alarmstimmung bei Drahtlos-Anwendern

Branche befürchtet bei Entscheidung „pro Mobilfunk” massive Betriebsstörungen

Etwa 50 Drahtlosanwender diskutierten am 03.April in Frankfurt/Main mit Vertretern von Mobilfunk und Bundesnetzagentur Quelle: Andreas Stötzner 13.04.2007

Die Bundesregierung plant, bereits ab 2010 Breitbandinternet via Mobilfunk im Frequenzbereich 790-862 Megahertz (MHz) zu ermöglichen (s. Meinungsbarometer März I). Bereits am 15. Mai könnte der Bundesrat dem Mobilfunk eine sofortige Zweitnutzung neben den Drahtlosanwendern einräumen. Branchenkenner befürchten, dass nach der Einführung von Mobilfunk in diesem Bereich für benachbarte Drahtlosanwendungen massive Störungen entstehen.
Auf die Frage, ob man vor dem 15. Mai überhaupt noch Mikrofone kaufen könne, antwortet Guido Göddel, Referatsleiter bei der Bundesnetzagentur (BNetzA): „Ich würde noch warten und später in Geräte investieren, die im unteren Frequenzbereich funktionieren.“ Hintergrund dieser vorsichtigen Empfehlung ist eine Direktive der BNetzA, die dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk vorliegt: Da langwellige Frequenzbereiche (1452-1479,5 oder 1795-1805 MHz) für manche Drahtlosanwendungen ungeeignet seien und die sogenannte ‚Mittenlücke‘ im Bereich 820-832 MHz alleine nicht ausreichen werde, solle „der Frequenzbereich 470-790 MHz künftig für alle professionellen (Drahtlos-)Anwendungen geöffnet werden“. Im Gespräch ist demnach eine Sekundärnutzung neben dem dort sendenden Rundfunk.
Helwin Lesch, Leiter Programmdistribution beim Bayerischen Rundfunk, befürchtet, dass dadurch die Spielräume für Drahtlosanwender und Rundfunk enger würden. Bei Großveranstaltungen wie einem Papstbesuch mit 1200 Drahtlosstrecken wären „große Probleme absehbar“. „In jedem Fall werden wir in Zukunft klare Spielregeln brauchen“, lautet seine Einschätzung. Dass sich ein Fernsehteam im Katastrophenfall erst bei der BNetzA anmelden muss, mag er sich aber nicht vorstellen.
Bruno Marx vom Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. forderte: „Bevor die Politik dem Mobilfunk eine Zweitnutzung einräumen darf, müssen Verträglichkeitsstudien durchgeführt werden.“
Wendelin Reuter von T-Mobile International verwies als Vertreter der Mobilfunkbranche darauf, dass diese nicht den Standpunkt vertrete, die Sekundärnutzer hätten Pech, wenn es zu Störungen käme. Angesichts des Zeitplans der Politik sprach Reuter von einem „Spagat für alle Beteiligten“. Bis 2012 gab er aber Entwarnung. Vorher sei die für Breitbandversorgung
vorgesehene Mobilfunktechnik „Long Term Evolution“ noch gar nicht einsatzbereit.
Wolfgang Bilz von der Shure Europe GmbH, die hauptsächlich Mikrofone und Audiokomponenten vertreibt, appellierte an die Politiker, für alle Nutzungen unterhalb 790 MHz Planungssicherheit zu schaffen. Allein die Ausrüstung einer Kultureinrichtung mit neuer Drahtlos-Technik könne bis zu sechs Monate dauern.
Dr. Heinrich Esser, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung der Firma Sennheiser, forderte die Politiker zusammenfassend auf, ihre Entscheidung zu überdenken. Angesichts alternativer Breitband-Übertragungsmöglichkeiten müsse geprüft werden, welche Variante an welchem Einsatzort wirtschaftlich sinnvoll sei. Um Planungssicherheit für die derzeitigen Nutzer des Spektrums 790-862 MHz zu schaffen, sollten vor einer Entscheidung „pro Mobilfunk” die berechtigten Interessen der Betroffenen berücksichtigt werden.

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