Was sind die wichtigsten Erkenntnisse der ma 2017 IP Audio für Ihren Sender?
Für unsere Programme steigt die Online-Audio-Nutzung. Das heißt natürlich nicht zwingend, dass auch die Reichweite steigt. Aber es bedeutet, dass es für uns wichtig ist, auf jedem Device mit dabei zu sein: sei es als App via HbbTV auf dem smart-TV, via Multiroom-Anlage oder auch nur auf der App von radioplayer oder der eigenen Sender-App. Seit neuestem spielt auch Alexa (Amazon Echo) eine Rolle bei der Distribution unserer Programmsignale.
Die Zahlen legen nah, dass der Zenit bei UKW überschritten ist? Welche Überlegungen gibt bei Ihnen für einen Migrationsprozess von UKW hin zu digitalen Angeboten, wie DAB+? Oder wird künftig das Netzradio der große Gewinner sein?
Schwierige Frage... Die ma Radio misst ja echte Reichweiten. Das heißt, hier werden Menschen zu ihrer Nutzung befragt. Die ma IP Audio ist derzeit eine Messung, die nur etwas über die Dauer der Nutzung von online audio aussagt. Um zu erfahren, wie es um die UKW-Nutzung bestellt ist, bräuchte man eine vergleichbare Device-Messung. Man vergleicht also Äpfel mit Birnen und kann daher nur „gefühlt“ sagen, welcher Distributionsweg der klare Gewinner ist.
Klarheit in Sachen Reichweite bringt die Konvergenzwährung „ma audio“. Darüber hinaus brauchen Radiosender mittelfristig wohl eine Art „Distributionsmanager“, der sich ausschließlich darum kümmert, auf welcher Plattform das Programm verbreitet wird und zwar eben gemäß echter Nutzergewohnheiten / Nutzernachfrage, und nicht nach politischen Vorgaben („wir machen jetzt mal alle in DAB+“).
Mittelfristig wird jedes Auto einen eigenen WLAN Hotspot haben, aber auch der DAB+-Chip wird von vielen Herstellen serienmäßig verbaut. Die Entscheidung trifft der Nutzer. Für uns wird es vor allem eines: teuer. Der Werbekunde zahlt leider nicht für die exponentiell zunehmenden Distributionswege, und sowas wie die KEF muss für die Privatradios erst noch erfunden werden ;-)
Besonders im Kommen sind Streaminganbebote, wie Spotify? Erleben wir einen Paradigmenwechsel hin zum Plattform-Musikstreaming? Wie kann das Radio ggf. gegensteuern?
Bevor es spotify gab, hießen die nicht-linearen Angebote Walkman, Discman und ipod. Aber Radio ist derzeit stärker denn je. Ähnlich wie beim linearen Fernsehen erkennen im Werbemarkt viele Radiokunden, dass sich Werbung bei klassischen Medien wirklich lohnt. Wir haben keine „Fake-Accounts“ wie bei Facebook oder Twitter, die die Werbetreibenden mitbezahlen. Wir machen auch nicht unsere eigene Marktforschung wie viele Streamingdienste und verkaufen diese als Wahrheit. Wir bieten seriöse Reichweite – gemessen durch die AG.MA, in der Werbungtreibende, Agenturen und Medien an einem Tisch sitzen, und das scheint anzukommen. Zumindest ist der Werbemarktanteil von Radio so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr.
Welche Erkenntnisse ergeben sich nach Ihrer Einschätzung aus den aktuellen Zahlen für Sie als Inhalteanbieter aber auch für den Werbemarkt?
Derzeit noch zu wenig. Dafür sind die Steigerungsraten der Nutzung in der ma IP audio noch zu gering. Wir schauen uns an, was eine Konvergenzwährung hergibt. Daher werden wir die Entwicklung der Nutzungszahlen von online Audio weiter gut beobachten.