Ab 2025 will die EU-Kommission „intelligente“ Ladestationen für private/gewerbliche Stellplätze mit mehr als zehn Parkplätzen vorschreiben. Was halten Sie von den europäischen Plänen einer Zwangsverpflichtung für Ladestationen?
Unstrittig ist, dass die notwendige Weiterentwicklung der Elektromobilität die flächendeckende Verfügbarkeit von Ladestationen voraussetzt. Eine Zwangsverpflichtung ist wahrscheinlich nicht der richtige Weg. Wiesbaden geht den Weg, ein Elektromobilitätskonzept zu erstellen, welches die aktuellen technischen Möglichkeiten und die zukünftigen Entwicklungen berücksichtigt. Insgesamt sollen sieben Bausteine entwickelt werden. Als zentraler Baustein wird ein Ladeinfrastrukturkonzept für das gesamte Stadtgebiet von Wiesbaden erarbeitet, das an dem prognostizierten Bedarf der nächsten fünf bis 15 Jahren ausgerichtet sein wird. Dies wird mit Beteiligung der Wohnungsbaugesellschaften und großer Arbeitgeber sowie mit einem Bürgerbeteiligungsverfahren erfolgen.
Wie würde sich eine solche Zwangsverpflichtung in Bezug auf die Verkehrsinfrastruktur und das städtische Unternehmertum auswirken?
Auf die Verkehrsinfrastruktur sehen wir zunächst keine Auswirkung, bei Neubauten kämen auf die städtischen Gesellschaften Mehrkosten zu.
Was können Sie als Kommune ggf. tun, damit Unternehmen finanziell nicht durch eine Zwangsverpflichtung zu stark belastet werden?
Wir verweisen auf die Förderprogramme der Bundesregierung und des Landes Hessen.
Welche Impulse setzt die Landeshauptstadt Wiesbaden (LHW) grundsätzlich beim Thema Energiewende und nachhaltiges Wirtschaften?
Die Landeshauptstadt Wiesbaden will und soll einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten und bei dem Vorantreiben der Energiewende Multiplikator und Vorbild für die gesamte Stadtgesellschaft sein. Wiesbaden verfolgt daher ehrgeizige Klimaschutzziele – Der Gesamtenergieverbrauch soll bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent reduziert werden (im Vergleich zu 1990). Der Anteil an erneuerbaren Energien an der verbrauchten Energie (Primärenergie) soll im gleichen Zeitraum auf 20 Prozent steigen. Mit der Umsetzung des integrierten Klimaschutzkonzeptes, welches 2015 von der Stadtverordnetenversammlung politisch beschlossen wurde, werden die bisherigen Klimaschutzaktivitäten der Landeshauptstadt zielgerichtet gebündelt und eine große Anzahl innovativer Maßnahmen zur Vermeidung und Senkung von CO2-Emissionen entwickelt und vorangebracht.
Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen dabei in folgenden Handlungsfeldern:
Energieeinsparung und Energieeffizienz Quartiers- und Stadtentwicklung Nachhaltige Wärmeversorgung Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien Mobilität Öffentlichkeitsarbeit, Aktivierung und Beteiligung
Nachhaltiges Wirtschaften – Energieeffizienz und Klimaschutz in Kooperation mit der Wirtschaft:
Im Bereich nachhaltigen Wirtschaftens erfolgt die aktive Förderung von Umwelt- und Klimaschutz sowie Energieeffizienz und Ressourcenschonung bereits seit 2000 durch:
Schulungs- und Beratungsprogramme zum betrieblichen Umwelt-, Energie- und Nachhaltigkeitsmanagement für Unternehmen und Einrichtungen aller Branchen und Betriebsgrößen, wie z.B. ÖKOPROFIT-Basisprogramm und ÖKOPROFIT-Energie (dadurch Einsparungen in den Bereichen Energie, Abfall, Wasser, Rohstoffe, Emissionen; Beitrag zur CO2-Reduzierung)
· Unternehmensnetzwerke zum nachhaltigen Wirtschaften sowie Kooperationen zwischen Stadt, Wirtschaft und lokalen Partnern, wie z.B. ÖKOPROFIT-Klub und Energieeffizienz-Netzwerk (dadurch kontinuierlicher Beitrag zur Umweltentlastung und zum Klimaschutz, Plattform für Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer, Bündelung von Know-how, Initiierung gemeinsamer Aktivitäten)
· Begleitende Information, Publikation und Monitoring der Aktivitäten und Ergebnisse
Durch das seit vielen Jahren andauernde Engagement der Stadt in diesem Bereich wird mit der Wirtschaft ein wichtiger Beitrag zu den Klimaschutzzielen der LHW und zur Energiewende vor Ort geleistet.