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Wir brauchen eine bundesweite Produktionsförderung für Games aus Deutschland

Wie die Spiele-Branche gefördert werden sollte

Dr. Maximilian Schenk, Geschäftsführer des BIU – Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware Quelle: Die Hoffotografen Berlin Dr. Maximilian Schenk Geschäftsführer game - Verband der deutschen Games-Branche e.V. 26.05.2016
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Der deutsche Markt ist der größte Spiele-Markt Europas. Doch der Anteil deutscher Spiele-Produktion an diesem Zukunftsmarkt ist gering. Dr. Maximilian Schenk, Geschäftsführer des BIU – Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware, erklärt in einem Gastbeitrag die Gründe und nennt mögliche Lösungen für das Problem.







Mit einem weltweiten Umsatz von über 90 Milliarden Dollar etabliert sich die Games-Branche mehr und mehr als die bedeutendste Medien- und Unterhaltungsbranche überhaupt. Allein der deutsche Markt für digitale Spiele konnte 2015 ein erneutes Wachstum von 4,5 Prozent auf 2,81 Milliarden verzeichnen – damit ist er der größte Markt Europas. Die interaktiven Welten digitaler Spiele prägen unsere mediale Realität. Ihre interaktiven, spielerischen und sozialen Aspekte bieten uns neue Formen des Erzählens, Erlebens und Austausches. Als erstes originäres Digitalmedium erweitern sie den Kanon der bisherigen Medien.Der Anteil deutscher Spiele-Produktion an diesem Zukunftsmarkt bleibt allerdings gering. 2014 betrug er gerade einmal 7 Prozent.

Zu den wesentlichen Gründen für den geringen Marktanteil deutscher Games gehört das Fehlen einer auf die Bedarfe der Branche zugeschnittenen bundesweiten Produktionsförderung. Zwar konnten in den vergangenen Jahren deutsche Unternehmen wie Innogames, Goodgame Studios, Wooga oder Upjers im Markt der Browser- und Mobile-Games internationale Erfolge feiern, aber ein erheblicher Teil des riesigen Wachstumspotentials bleibt weiterhin ungenutzt. Denn die Spiele-Produktion ist, wie die Produktion anderer Medieninhalte auch, mit hohen Risiken für die Akteure verbunden. Risiken, die ohne entsprechende Förderung oft nicht zu meistern sind. Besonders bei der Entwicklung aufwendiger Blockbuster-Produktionen für PC und Konsole, die sowohl im deutschen als auch im internationalen Markt weiterhin einen Großteil des Umsatzes generieren, hinkt Deutschland weit abgeschlagen hinter anderen EU-Standorten wie dem Vereinigten Königreich oder Frankreich hinterher. Viele Länder haben das Potential der Games-Branche als Schlüsselindustrie bei der Digitalisierung aller Kultur- und Kreativbranchen erkannt und entsprechende Fördermaßnahmen ins Leben gerufen. Diese Standorte profitieren heute immens von den daraus entstehenden Synergien. Die deutsche Medienpolitik hat hingegen die Entwicklung verschlafen und droht den Anschluss an den modernen Medienmarkt zu verlieren.

Es gilt jetzt die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen, um das wirtschaftliche und kreative Potential der Spiele-Industrie auch in Deutschland zu aktivieren. Keineswegs dürfen hier die Fehler wiederholt werden, die bereits andere deutsche Medienbranchen hinter die internationale Konkurrenz zurückfallen ließen. Der Markt für digitale Spiele ist sehr international, der Heimatmarkt deutscher Games-Unternehmen ist klein, zu klein in aller Regel. Hier entwickelte Games müssen also mit der weltweiten Konkurrenz mithalten können. Der internationale Wettbewerb wird allerdings immer heftiger. Einige Marktnischen schließen sich zusehends, und gutes und umfassendes Marketing ist zunehmend so wichtig wie die Qualität eines Spiels. Diese Internationalisierung der Branche birgt aber auch viele Potentiale für Deutschland: Mit keinem anderen Medium kann Deutschland ein so weltweites Publikum erreichen und mit deutschen Ideen und Werten bekannt machen. Keine Kreativ- und Kulturbranche ist so international und exportstark.

Noch einmal sei betont, dass deutsche Games-Projekte trotz suboptimaler finanzieller Förderung bereits heute ein Weltpublikum erreichen und es mit internationalen Produktionen aufnehmen können. Das gilt mit Titeln wie „Empire: Four Kingdoms“ oder „Jelly Splash“ sowohl für den Bereich der Mobile- und Browser-Games, als auch mit „Spec Ops: The Line“ oder „Anno 2205“ für aufwendige Produktionen für PC und Konsole. Know-how und kreatives Potential sind hier also mehr als vorhanden. Als Land der Dichter und Denker sind wir eben auch ein Land der Games-Entwickler.

Spiele-Entwicklung bleibt ein komplexer, langwieriger und kostenintensiver Prozess, der mit der Produktion anderer Medien nicht vergleichbar ist. Deshalb wird eine bundesweite Produktionsförderung benötigt, die auf die kreativ-unternehmerischen Anforderungen der Spiele-Produktion eingeht und von der am Ende auch der Wirtschaftsstandort Deutschland in seiner Gänze profitiert. Es reicht daher nicht aus, bestehende Fördermodelle anderer Medienbranchen auf die Games-Branche umzumünzen. Eine Produktionsförderung für deutsche Games muss auf die Besonderheiten des Mediums, also die einzigartige Verbindung von Kreativität, Software und Spitzentechnologie, einzahlen. Ihr muss eine einfache und verlässliche Logik zu Grunde liegen, die gleichermaßen für Indie- und Arthouse-Spielemacher, mittelständische Unternehmen und internationale, am Standort Deutschland entwickelte Projekte Sinn ergibt. Eine solche Förderung würde Bund und Länder am Ende mehr einbringen als kosten: Für jeden investierten Euro kämen zwei bis vier zurück. Einer der Gründe hierfür sind die typischerweise festen, unbefristeten und voll sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze der Games-Branche. So könnten aus den aktuell rund 13.000 Arbeitsplätzen bei Entwicklern und Publishern in Deutschland ohne weiteres viermal so viel werden. Darüber hinaus würde die Zuwanderung hochqualifizierter Fachkräfte und die Erschließung neuer Märkte und Technologien gefördert werden. Gehen wir das Thema Produktionsförderung pragmatisch und zielgerichtet an, entstehen die interaktiven Spielewelten von Morgen noch deutlich öfter in Deutschland.

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