Sport auf allen Kanälen. Experten gehen davon aus, dass immer häufiger Live-Übertragungen, Hintergrundberichte, Analysen und vieles mehr auf allen möglichen Plattformen für die Konsumenten zur Verfügung stehen. Die Medienunternehmen stecken Unsummen in die entsprechenden Rechte.
Davon profitiert in Deutschland vor allem der (Spitzen-)Fußball. „Gerade die vielfältigere und kleinteiligere Rechtevergabe hat ja zu dem nochmals verbesserten TV-Vertrag und dem Rekorderlös geführt“, sagt Kicker-Chef Jörg Jakob. Die neuen Verbreitungsmöglichkeiten über das lineare TV hinaus hätten diese Entwicklung zusätzlich angetrieben und stünden auch in Zukunft für neue Möglichkeiten, Chancen und Einnahmequellen auf beiden Seiten, sowohl bei den Medienhäusern als auch bei DFL und DFB, also den Klubs.
Doch neben dem Topthema Bundesligarechte werde übersehen, dass auch die Live-Übertragungen aus der 3.Liga und den Regionalligen zunehmen. „Mehr Fußball war nie, darin aber liegt auch eine Gefahr: Wenn der Fan unterm Strich im Jahr deutlich mehr bezahlen muss, um live am Bildschirm dabei sein zu können, oder nicht mehr durchblickt, wer was wann sendet, reagiert er verärgert. Das ist derzeit bereits festzustellen.“
Und auf der anderen Seite gilt für Zeljko Karajica, CEO von 7Sports, der Sportbusiness-Unit der ProSiebenSat.1 Group: „Sportrechte zu haben, ist zwar schön, sie müssen aber auch refinanziert werden können.“ Deswegen werde es zukünftig noch sehr viel wichtiger werden, Kooperationen und Partnerschaften einzugehen. Denn bei den laufend steigenden Rechtekosten sei ein Erwerb in vielen Fällen ohne Allianzen nicht mehr realisierbar. „Grundsätzlich bedeutet das für den Fan natürlich eine massive Umstellung: Er wird das Produkt nur gegen Geld genießen können und muss gleichzeitig verschiedene Pay-Anbieter abonnieren, um alle Programmdetails sehen zu können.“
Das kostet den Zuschauer mehr Geld. „Über die Angemessenheit des Preises bestimmen Angebot und Nachfrage“, konstatiert Kicker-Chef Jakob. So gesehen hab die Champions League eine natürliche Entwicklung genommen. Ob das so weitergeht und die Verknappung im Free-TV Begehrlichkeiten weckt und die Fans in Deutschland in Scharen in Sportsbars und Pubs strömen, werde sich noch herausstellen. Jakob vermutet: „TSG Hoffenheim gegen Bate Baryssau macht den Wirt nicht reich.“
Die neue digitale Vielfalt ist daher auch eine Chance für kleiner Sportarten. „Wir können heute über die digitalen Produktions- und Distributionsmöglichkeiten mehr Themen auszuprobieren als früher“, erklärt 7Sports-Chef Zeljko Karajica. Sportarten, die fürs TV zu klein seien, könnten im Digitalen wachsen. So berichte sein Unternehmen auch über Volleyball, Basketball oder Hockey.
Die neue Vielfalt ist auch einer Herausforderung für die Berichterstatter. Ob Audio, Video oder App - Kolleginnen und Kollegen, die Neuland betreten, müssen für Erich Laaser, Präsident des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VDS), entsprechend geschult werden. Denn: „Am Ende wird sich nur Qualität beim Verbraucher durchsetzen.“