Der Internetriese Amazon überträgt die Bundesliga in Live-Audiostreams – für seine Kunden und werbefrei. Damit tritt ein neuer Player auf den Markt, der von der legendären ARD-Schlusskonferenz geprägt ist.
Das Radiohighlight bei den Öffentlich-rechtlichen wird von der AS&S Radio GmbH vermarktet. Geschäftsführer Oliver Adrian sieht in der Bundesliga „einen Wettbewerb, der durch die neue Aufteilung der Spieltage ohnehin Anpassungen an die Dramaturgie der ARD-Schlusskonferenz mit sich bringt, die künftig an zehn von 34 Spieltagen mit vier, statt mit fünf Partien live auf Sendung ist.“ Das sei für das Produkt ARD-Bundesliga-Konferenz zuallererst eine redaktionelle Aufgabe. Für das Vermarktungsprodukt, die AS&S Radio Liga Live, gelte aber weiter, „dass Radiowerbung dort in den starken journalistischen Umfeldern des ARD-Hörfunks eingebettet ist mit starken Reichweiten und einem Hörer-Involvement, wie man es anderswo kaum erreichen wird.“ Auch der Aspekt Brand Safety sei bei der Liga Live Standard.
Auch Frank Bachér, Digitalchef beim privaten Vermarktungsriesen RMS, prognostiziert: „Die Schlusskonferenz auf den öffentlich-rechtlichen Sendern wird es auch weiterhin geben, viele Hörer werden diesem Format treu bleiben.“ Amazon spreche mit seinem Produkt aber neue und jüngere Zielgruppen an, die Fußball und Audio bisher vielleicht gar nicht miteinander in Verbindung gebracht haben. Der Audiomarkt habe seine Stärke in der Konvergenz. Im Tagesverlauf suchten Nutzer immer den Empfangskanal, der für ihren Moment passe. „Das heißt in der Quintessenz, neue Player und Angebote helfen, den Markt zu entwickeln und schaffen durch neue Kanäle und Geräte eine immer größere Audiosphäre. Daraus entsteht auch im Werbemarkt eine größere Relevanz für Audiowerbung.“
Auch Philipp von Martius, Geschäftsführer STUDIO GONG, sieht in der Bundesligaübertragung bei Amazon „eine spannende Erweiterung in der Streaminglandschaft“. Der Gesamt-Audiomarkt sei bislang im Schwerpunkt eher musikorientiert. Mit den Podcasts sei hier schon eine erste Veränderung Richtung Wort-Content spürbar, doch diese sei in Bezug auf die Gesamtreichweite noch marginal. „Hier erfolgreich differenzierend andere Schwerpunkte zu setzen, das dürfte dem Online-Audiomarkt deutlichen Auftrieb geben und ihn weiter in Richtung eines selbstverständlich genutzten Medium der Gesamtbevölkerung entwickeln.“
Für RMS-Manager Bachér bieten Podcasts insgesamt ein hohes Potential für das Thema Sport. Er verweist auf die Vielzahl der Angebote in den USA „und auch in Deutschland entstehen bereits einige Sportsendungen zum Hören, Tendenz steigend.“ Damit ergebe sich auch ein neues Vermarktungspotential nicht nur für klassische Audiospots. Native Advertising und Empfehlungs-Marketing wären denkbar. „Für Werbetreibende aus dem Bereich Sport entwickeln sich gerade neue Premium-Umfelder.“
STUDIO GONG Geschäftsführer von Martius gibt allerdings zu bedenken, dass „beim Sport die visuelle Alternative meist die mengenmäßige Audio-Nutzergunst von vornherein limitiert.“ Und für AS&S-Radio-Chef Adrian ist nicht zu übersehen, „dass die Sportrechte immens teuer geworden sind, vor allem im Fußball, aber auch bei einigen anderen populären Sportarten.“ So teuer, dass die Refinanzierung über die Vermarktung bereits jetzt ein ambitioniertes Unterfangen geworden sei. „Das engt den Spielraum für weitere vermarktungsfähige Audio-Sportrechte in anderen Sportarten meines Erachtens deutlich ein.“