Norwegen macht ernst. Die Abschaltung der UKW-Netze hat begonnen. Für Dr. Willi Steul, Intendant Deutschlandradio, das Ende eines Mythos. „Nichts hält für ewig, und auch die „heilige Kuh“ UKW ist endlich.“ Ihm machen auch die Zahlen aus dem hohen Norden Mut. So hörten im Oktober 2016 bereits 64 Prozent der Norweger täglich Radioprogramme über DAB und DAB+, mehr als 70 Prozent der Haushalte verfügen über mindestens einen DAB+ Empfänger und mit 99,5 Prozent der Fläche herrscht technisch praktisch Vollversorgung.
„Diese Zahlen können anderen Ländern, die bislang bei der Digitalisierung zögerlich sind, nur Mut machen“, meint Steul. Und er sieht auch andere Länder auf einem guten Weg. „Auch in der Schweiz, der Niederlande, Belgien und Großbritannien wird der UKW-Ausstieg derzeit vorbereitet.“ Für Deutschland fordert er mehr Zusammenarbeit. „Es gibt immer noch vor allem kommerzielle Programmanbieter, die stur am Geschäftsmodell der UKW-Verbreitung festhalten wollen oder die Zukunft des Hörfunks eher im Internet sehen“, beklagt er, auch in der Politik gebe es Differenzen beim Thema Digitalisierung des Hörfunks.
Dabei gebe es bei DAB+ auch in Deutschland ein gutes Wachstum. „Knapp 14% der Bevölkerung hört DAB+ regelmäßig, das sind fast zehn Millionen Menschen (9,53 Mio. Personen ab 14 Jahren) und damit 2,1 Millionen mehr als im Vorjahr.“
Österreich hinkt da deutlich hinterher. „2017 ist jedoch von Seiten der österreichischen Medienbehörde KommAustria eine Ausschreibung für die technische Umsetzung zur Ausstrahlung über DAB+ zu erwarten“, berichtet der medienpolitische Sprecher der Grünen im Nationalrat, Dieter Brosz.
Die European Broadcasting Operation (EBU) sehe, weil die UKW-Frequenzen ausgeschöpft seien, Innovationen am Radiosektor im Wesentlichen über das DAB+ Angebot. In diesem Spannungsfeld seien die Interessen der Bürgerinnen und Bürger und ein freier Zugang zu einem vielfältigen Angebot an Information, Kunst, Kultur und Unterhaltung über das Medium Radio zu beachten und zu wahren.
Bei einer Umstellung hält er eine ausreichende Vorbereitungszeit für wichtig. „Es wird notwendig sein, die Erfahrungen von Norwegen und anderen Ländern die von UKW auf DAB+ umstellen bzw. eine Umstellung planen zu evaluieren und hier innerhalb Europas voneinander zu lernen.“